Mittwoch, 11. November 2009
So, nachdem es Wochen gedauert hat, bis der andere Beitrag online gegangen ist, bin ich mal gespannt, wie lange ich diesmal brauche...

Gerade die neueste Sache:
Ich habe eine neue Wohnung...
Mal die Umzüge in den letzten eineinhalb Monaten zählen:
  1. Einzug in Calle Mayor
  2. Umzug für ein Wochenende wegen Kakerlakenvernichtung
  3. Zurückziehen in die Calle Mayor
  4. Nachdem es keine Arbeit auf den Kanaren gibt, Unterbringung in Glorias Keller, bis ich bei der Madrider Familie wohnen kann
  5. Das mit der Familie mache ich doch nicht, aber nach einer Woche brauche ich trotzdem eine neue Unterkunft- ab zu der rumänischen Familie
  6. Nach einer Nacht ist klar: Dort werde ich nicht glücklich. Sachen in der Calle Mayor unterbringen und innerhalb eines Tages neue Wohnung finden. Schließlich Einzug in meine jetzigen Wohnung...
Wow! Sechs Umzüge... mal schauen, was noch so kommt.

Allerdings wird mir das alles hier gerade etwas zu teuer, sodass ich vielleicht das mit dem Reisen doch nicht mache und stattdessen in Deutschland ein Praktikum im Export-Bereich. Könnte man ja auch mit Spanisch verbinden und wäre auch hilfreich zur Studienorientierung...
Nicht zu vergessen, dass ich dabei auch ein bisschen verdienen würde. Ihr könnt mir glauben, ich habe ein schlechtes Gewissen wegen meiner ganzen Ausgaben! Aber sparen ist hier nicht so ganz einfach...
Jaja, das liebe Geld.
So langsam kriege ich das Gefühl, dass die ganze Welt nur darauf aus ist.
30€ für die eine Nacht bei der rumänischen Familie. Zuerst wollte die nette Dame sogar 50€ - so viel würde eine Nacht im Hotel schließlich auch kosten - aber das hab' ich dann doch nicht mit mir machen lassen.
Naja, zumindest gab's leckere Verpflegung:
Rumänischen Salat aus Kartoffeln, Erbsen, sauren Gurken, Fleisch, Erbsen, Mayo etc., rumänischen Käse...



und Apfelkuchen nach rumänischem Rezept...
Und einen Waschgang inklusive Trockner hab ich mir auch noch am ersten Abend geleistet... das muss ich mir jetzt selbst sagen, um nicht ganz verrückt zu werden, wenn ich an all' die Ausgaben denke.

Noch geiler war's nämlich ja bei meiner jetzigen Wohnung.
Frage ich die Vermieterin, ob sie mir einen besseren Preis machen kann, wenn ich vom 8./9.11 bis zum 19.12. die Wohnung miete (also 6 statt 8 Wochen), weil ich ja eigentlich geplant hatte, von da an mit Jiwon zu reisen (die ihre Wohnung bis zu diesem Datum hat).
Nach einigem Hin- und Her: Ja, 10€ weniger im Monat. Aha.
Habe dann die Wohnung bei der Familie genommen und gut war's. Dachte ich.
Aber da wusste ich ja nicht, dass die Mutter raucht, nachts die Tür verriegelt, ich doch etwas mehr im Winz-Zimmer...



sein werde, als erwartet (und mich bestimmt auch nicht in das Wohnzimmer mit der Familie setzen werde), nicht für das Leben in einer fremden Familie gemacht bin (Gott sei Dank bin ich nicht als Au-Pair nach Madrid!!!), das Klo in mein Zimmer müffelt und und und.
Konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich so sehr das Gefühl hatte, die falsche Wahl getroffen zu haben.
Am nächsten Tag nach der Schule also gehofft, dass ich die Kaution zurück bekomme, auch wenn ich nicht zwei Wochen vorher Bescheid sage (nen Vertrag hat's aber ja eh nie gegeben)...
30€ ärmer mich erneut auf Wochnungssuche begeben.
Die Vermieterin der anderen Wohnung, die ich gerne gehabt hätte, hat sich mittags nämlich nicht mehr gemeldet.
Keine anderen freien Wohnungen gefunden (stellt sich beim Treffen raus, dass die Wohnung erst ab 20. frei ist... hallo? "Ahora" heißt "jetzt"!).
Für 21 Uhr schon das Einquartieren bei Emilie arrangiert (die aber nur kurz im Haus gewesen wäre um mich reinzulassen und danach auch wieder weg... hätte also nichts dazwischen kommen dürfen...), als um halb acht endlich die SMS von der Vermieterin kommt: Ja, Treffen um halb 9 - wahrscheinlich (wie bitte?!) - möglich.
Noch mehr Geld abheben, Papiere kopieren, ab zur Wohnung (Handyakku obendrein fast leer, Ladegerät bei der rumänischen Familie vergessen, die nicht zu Hause ist).
Dort wartet die Vermieterin schon mit Vertrag und allem.
Klar, konnte ihrer Sache ja sicher sein, nachdem ich als Wohnungsloser mehrere SMS und Anrufe an sie getätigt habe...
Als ich dann sage, ich will das Zimmer für den ganzen Dezember (die 10€ Ersparnis waren ja wohl eher ein schlechter Witz...), hat sie deshalb auch die Dreistigkeit, mir zu erzählen, das sei jetzt nicht mehr möglich. Nach dem Arrangement unseres Treffens hätte noch jemand anderes angerufen und das Zimmer gemietet. Ab 19. Dezember. Über Weihnachten. Ja ne, ist klar du Schl...
Die beiden Mitbewohnerinnen erzählen mir danach, sie wohnten hier seit zwei Monaten und das Zimmer wäre bis jetzt leer gestanden...
Aber zumindest die beiden Mädels scheinen echt nett zu sein.



Fang Fang (alias Angelica) und Jiawei (alias Virginia) sind zwei chinesische Studentinnen, wie sie im Buche stehen:
Lernen quasi den ganzen Tag und von der Art her könnte man sie am ehesten noch als "putzig" bezeichnen... und machen, glaube ich, ziemlich viel zusammen (obwohl offiziell in der Wohnung sogar jeder seinen eigenen Spülschwamm besitzen muss...).
Zum Beispiel jeden Abend chinesisch kochen! Haben (wie übrigens alle Asiaten hier) sogar ihren Reiskocher mit nach Spanien geschleppt. Vier verschiedene Soja-Saucen, unzählige Dinge, die ich höchstens vom Sehen kenne... Mit Sushi und Co. (alles selbstgemacht!) stehen sogar nicht-chinesische Spezialitäten auf dem Programm!
Heute Abend werde ich in die hohe Kunst des Stäbchenessens eingeweiht!
Das kenne ich zwar ja eigentlich schon aus Deutschland, aber als ich letztens bei meinem chinesischen Bekannten "Felipe" zu Essen war, haben sich doch einige Defizite in meiner Technik aufgetan :-D
Lecker waren "La jiang chao rou" (in etwa "Scharf mit Fleisch"), "Xi hong shi chao ji dan" (Tomaten mit Ei) und "Mi fan" (Reis) aber allemal (wobei die Zutatenliste der verwendeten Sachen natürlich gespickt ist mit "Glutamat" etc. Aber auch egal: Die englische Beschreibung ist für alle verwendeten Fläschchen eh die gleiche. Wozu auch immer so exakt sein. Kann doch jeder chinesisch!). Bei meiner Beschreibung stimmt aber irgendwas nicht so ganz, weil es eigentlich vier verschiedene Gerichte zum Reis gab, die alle unheimlich lecker waren...









(Die Eier werden natürlich auch mit Stäbchen verquirlt!)



... Dreeei Chinesen mit'm Ko...chlöffel...









Essen mussten wir dann allerdings auf dem Balkon (auch hier ist es nicht mehr sonderlich warm!), weil's in der Wohnung ein bisschen eng war... der kuriose Abschluss eines kuriosen Wohnungssuchtages (war noch bei meinem ersten Suchmarathon, vor dem Einzug bei der Rumänin).
Als ich nämlich zuvor noch abends in Alcalingua rumgefragt habe, ob jemand weiß, wo's noch freie Zimmer gibt, war ich plötzlich umgeben von Chinesen, die irgendwas in ihrer Muttersprache brabbelten.
Schließlich spricht mich einer aus der Gruppe an (der lustigerweise gerade mit zwei chinesischen Anzugträger den Computerraum betreten und sich schnell weggedreht hat, als ich geschaut habe): "Ja, ich habe eine Unterkunft für dich. Momentan wohne ich drin, aber du kannst sofort einziehen, ich komme bei nem Freund unter. 280€ - todo incluido."
In der Wohnung: Drei andere Chinesinnen, die in ihren Zimmern sitzen und die man nur durch den Türspalt zu Gesicht bekommt. Der Reiskocher im schummrigen Wohnzimmer dampft vor sich hin. Auf dem Tisch Reste von gegrilltem Spargel. In der Küche in Essig eingelegte Hühnerhaut.
Das Zimmer sei ein Doppelzimmer. Deshalb ein bisschen teurer. Ich könne aber ganz flexibel das Auszugsdatum wählen. Mir aber zu teuer für diese Unterkunft. Obendrein muss ich fünf Minuten später dann doch ganz genau wissen, von wann bis wann ich dort wohnen will, weil davon abhängig sei, ob er ein Fest in der Wohnung veranstaltet oder nicht. Das Fest sei ihm aber nicht wichtig. Aber trotzdem.
Könne ihn jederzeit anrufen. Sein Name? Egal. Soll ich mir aussuchen. Schließlich heißt er "Jian".
Sage, ich überlege es mir.
Lädt mich dann zu oben beschriebenem chinesischen Essen im Haus eines Freundes ein, wo er dann einziehen würde.
Das freie Zimmer dort könne ich aber nicht nehmen, da sei alles ein bisschen schmutzig.
Ja, danke auch für die Einladung zum Essen in der versifften Wohnung ;-)
Während dem Kochen meint dann ein Freund zu mir, 280€ seien schon ein bisschen teuer, gell.
Ich: Ja, aber was soll man machen. Er hat ja gemeint, er gibt das Geld genauso an die Vermieterin weiter.
Fünf Minuten später kommt besagter "Jian" in die Küche.
Ach "perdón, perdón", seine Aussprache. Natürlich meinte er nicht 280€, sondern 250€.
Die Aussprache. Du mich auch.
Beim Essen geht's um das reiche Deutschland, wieviel dieses und jenes Auto kostet, wieso ich denn bitteschön nach Japan reise und nicht nach China (obwohl die Chinesen hier sonst eigentlich um Einiges offener sind als zum Beispiel die Japaner... naja, gibt offensichtlich auch Ausnahmen).
Die anderen Jungs erzählen mir, dass "Jians" Vater ein ziemlich hohes Tier bei ihnen zu Hause sei. Präsident von irgendeiner Provinz oder so.
Wohl deshalb hat "Jian" auch drei Geschwister - obwohl in China jede Familie ja eigentlich nur ein Kind haben darf...
Habe diesem reizenden Typen dann - erstaunlicherweise - per SMS eine Absage bezüglich der Wohnung erteilt...
... aber wer meldet sich direkt nach meinem Auszug bei der rumänischen Familie nochmal bei mir und meint, er hätte gehört, ich hätte immer noch kein Zimmer, sein Angebot stehe noch?!
Ich sage euch, hier kann man echt paranoid werden.
Erst Paloma, die nach Glorias Beschreibung ja "so eine legale Person" sei, jetzt dieser Chinese...

Ach und so nebenbei: Geil war auch das Zimmer, das ich mir mit einem anderen Chinesen geteilt hätte - 120€ pro Nase.
Für die Wohnung wurde ich von zwei Chinos im Auto abgeholt (war nicht ganz so zentral gelegen); Das Bett: Unter seinem konnte man noch ein anderes rausziehen.

Oder die Wohnung des Kolumbaners, der während der Besichtigung von seinen netten Freunden besucht wurde, von denen einer gleich wieder gehen musste, als er mich gesehen hatte und die beiden anderen auch so aussahen, als kämen sie gerade frisch von der Hanfplantage.

Oder die Unterkunft, die kaum besser, aber um 150€ teurer war, als die im Haus daneben, die ich mir zuvor angeschaut hatte...

Die beiden Treffen, die ich versehentlich auf die gleiche Uhrzeit gelegt habe. Hä- zwei Lorenzos oder was?

Der Typ, der mich die ganze Zeit über Handy gefragt hat, ob ich an der weißen oder der grauen Brücke warten würde. Äh Entschuldigung- hier ist nur eine Brücke...

Die erste Nacht in meiner jetzigen Wohnung, in der ich nicht im Bett schlafen konnte, weil es keine Bettdecke gab und ich das Sofa an die Heizung schieben musste, um mich daran wärmen zu können...

Jaja, so eine Wohnungssuche in Spanien, die ist lustig.

Familiensuche aber auch- wenn ich daran denke, wie abenteuerlich die Zugfahrten zu den Madrider Familien waren...
In Spanien gibt es keine Fahrpläne- irgendwann kommt schon ein Zug. Das ist auch die Auskunft, die man am Schalter bekommt.
Wenn der Zug dann irgendwo stehen bleibt und nicht mehr weiterfährt, haben zwar auch die Einheimischen keine Ahnung, wie's weitergeht und dackeln von Steig zu Steig, aber nach 'ner halben Stunde kommt dann schon mal wieder was Passendes.
Dann kann es zwar noch passieren, dass der Zug eine andere Route wählt und hin- und zurück fährt und der Zugführer dabei Auskünfte gibt, die nicht mal die Muttersprachler entschlüsseln können, aber gut...

Da ich gerade nicht groß mit Fotos aufwarten kann, schreibe ich einfach unsortiert ein bisschen die Dinge nieder, die mir noch so im Kopf bzw. auf meinem Notizzettel rumschwirren...

Wusstet ihr beispielsweise, dass "calva" das spanische Wort für "Glatze" ist? Da fragt man sich doch, was der Spanier beim Kauf eines "Calvados" denkt :-D

Ah, ein neues Bild kann ich euch doch noch offerieren.
Papa wollte ja wissen, wie meine "Chi Gong" (haha) aussieht...



Jiwon und ich im Kino...



... und nach dem Flamenco-Kurs im Saborea.

Zwar haben wir eigentlich ziemlich viel gemeinsam, der größte Unterschied ist aber wohl, dass sie total auf Süßes steht - und mich jetzt sozusagen auf die süße Schiene lenkt.
Letztens hatten wir nachts keine Lust mehr zu kochen, dann gab's Nutella-Toast.
Ich und Nutella-Toast.
Unvorstellbar, oder?!

Naja, so komm ich zumindest auch noch in die "Verlegenheit", Saboreas Süße Sünden zu probieren, ohne gleich die ganze Portion bestellen zu müssen.
Zum Beispiel...



... Goffre und Brownie (wobei das wohl nicht original spanisch ist...)

Sonst gibt's gerade eigentlich nichts Weltbewegendes zu sagen.
Sollte mich jetzt aber eh mal hinsetzen und lernen.
Habe ja nach meinem Diplom den Kurs gewechselt, weil ich sonst im Dezember das Examen für das gleiche Level nochmal schreiben würde, nur dass eben mehr Stunden bescheinigt würden.
Jetzt bin ich also im Kurs A 1.2 und habe ein kleines Problem.
Die Konversationsklasse läuft wunderbar, aber die Grammatik ist ein bisschen heftig.
Zurückwechseln macht aber ja auch keinen Sinn. Ob ich nachher das 1.2-Examen nicht bestehe, oder das 1.1-Examen nochmal schreibe, ist wohl ziemlich egal.
Die Konversationslehrerin hat mir gesagt, dass ich besser spreche, als der Rest des Kurses, also unheimlich schnell gelernt hätte. Klar. Spreche ja, seit David (vor den Toren Alcalinguas und bald in Deutschland, wenn er keine Arbeit findet) und Maud (wieder Holland) weg sind, nur noch Spanisch. Die anderen Leute in meinem Kurs haben eigentlich schon seit Jahren Spanisch in der Schule. Wäre dann ziemlich doof, in A 1.1 zu wechseln, wo sie praktisch keinen zusammenhängenden Satz bilden können, zumal mir der jetzige Kurs ja sehr viel Spaß macht. Wenn nur das Examen nicht wäre...
Dass ich in die Grammatikstunde des A 1.1-Kurses und in die Konversationsstunde des A 1.2-Kurses gehe, ist aber leider nicht möglich.
Also heißt's jetzt auf den Hintern setzen und lernen, statt alle zwei Tage umzuziehen, Blog zu schreiben und sich ins interkulturelle Liebesleben zu stürzen...
Alcalingua ist teuer genug... und die Gratis-Schule "Don Juan" ist zwar wirklich gratis, aber mehr eine Volkshochschule (die nicht nur Sprachen anbietet), deren Kurse ausschließlich für ein ganzes Jahr besucht werden können.
Zudem sagen die Angestellten dort selbst, dass ihr Abschluss-Zertifikat jetzt nicht so viel aussagt. VHS halt...
Direkt daneben ist noch eine richtige Sprachschule.
Mit 70-90€ pro Jahr auch noch deutlich günstiger als meine Eliteschule hier, aber eben auch nur mit jährlichen Kursen...
Morgen werde ich aber nochmal wegen dem Preis nachfragen. Hier zahlt nämlich irgendwie jeder was Anderes...
Und ob ich irgendwo in Deutschland ein vergleichbares Examen schreiben könnte, falls hier was schief läuft, kann mir auch keiner sagen.
Dabei handelt es sich bei "A 1.1" etc. ja um ein internationales System an Sprachniveaus...

Oh, du liebes Spanien, so nah und doch so anders...

Wie geht's euch denn so?
Dicker Knuddler nach Hause!




Dienstag, 10. November 2009
Eigentlich gibt es ja soviel seit dem letzten Eintrag zu berichten, dass ich ein Buch veröffentlichen könnte. Aber so fange ich halt einfach mal mit was Aktuellem an (zum Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, war's das jedenfalls, allerdings kam dann "Ja, du hast ein Interview in drei Stunden"- und schon wieder keine Zeit für's Blog...).
Halloween ist hier echt eine Riesensache, alle laufen verkleidet rum, die Italiener lassen sich aber natürlich auch nicht lumpen und daher hat Francesco abends eine Party geschmissen.
Zur Einstimmung gab's schon morgens die entsprechende kulinarische Versorgung in meinem Lieblingscafé, auch wenn's im To-Go-Stil natürlich nicht so hübsch aussieht.



Schmecken tut das appetitliche Teil wie Gutsle (Mürbeteig).
Und schon kommen weihnachtliche Gefühle hoch! Ist bei euch schon Weihnachtsstimmung?
Habe hier Weihnachtsmänner im Supermarkt entdeckt- hallo?!- ich hatte ein T-Shirt an!

Zurück zu Halloween:
Bevor's abends auf die Party ging, stand mein Tag ganz im Zeichen der Kultur.

Morgens haben wir mit der Kulturklasse Cervantes' Geburtshaus besucht.
Kannte ich zwar schon von einer eigenen Tour, aber war trotzdem nochmal ganz nett...

Um sieben stand dann eine Jubiläumsaufführung auf dem Programm: 25 Jahre "Don Juan" in Alcala.



Da es gratis war, dachte ich ja eigentlich, dass ich schon zwei Stunden vorher da sein sollte. Da ich aber noch soviel zu tun hatte, hab ichs's dann direkt auf sieben geschafft- und damit zu den ersten gehört! Tja, hätte ich mal daran denken sollen, in welchem Land ich hier bin :-D



In Deutschland hätte aber das Prinzip der Aufführung auch nicht funktioniert:
Nach der Hälfte der Zeit wurde auf die Bühne auf der anderen Seite des Platzes gewechselt.
Aber nichts von wegen "schnell rüber rennen um den Platz ganz vorne zu kriegen".
Stattdessen schlendert man gemütlich voran, macht einen Abstecher zu dem musikalischen Pausenfüller auf der Seite...



... und schaut sich schließlich den zweiten Teil in aller Ruhe an.



Viel verstanden habe ich zwar nicht, aber das ist bei so einem Herz-Schmerz-Romeo-und-Julia-Kaliber wohl auch nicht nötig.
Das Spannendste war für mich jedenfalls die technische Panne, dank der die weibliche Hauptperson ihre Schlüsselszene im Dunkeln performen durfte :-D.

Des nachts ging's dann, wie gesagt, auf Francescos Party...







...die für mich zugleich die Calle-Mayor-Abschiedsparty war, da ich zuvor in Glorias "Katakomben" umziehen durfte (leider sind die spanischen Häuser eh alle ziemlich dunkel- aber in den Keller verfrachtet zu werden, ist schon nochmal eine Steigerung...)... aber passt ja zu Halloween...



Politisch gibt's zu berichten, dass der Marcha por la Igualidad durch Alcala gezogen ist. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Ausländer bei so einem kleinen Aufgebot viel ändern können...



Sicher ist, die armen Kerle (und Mädels) sehen ganz schön verfroren aus. Da würde vielleicht eine spanische Spezialität Abhilfe schaffen:



Das "Pisto" aus der Dose sieht natürlich nicht so toll aus, schmeckt aber wirklich gut!
Im Grunde eine Gemüsesuppe mit Paprika, Tomate, Sonnenblumenöl, Salz und Gewürzen.
Ach und das links ist übrigens das, was man in Spanien unter "Brot" versteht ;-)

Kein Wunder also, dass sich in einem spanischen Picknickkorb eher Anderes findet.
Das habe ich zumindest bei unserem Picknick im Retiro festgestellt (Reissalate, Nudelsalate, grüne Salate, Gurkensalat, Obst(-Salat), Pizza süß und salzig, Sandwiches, Tortilla, pappsüße (rumänische) Süßigkeiten, Mate und und und- das größte Picknick meines Lebens- das HP-"Picknick" mal außen vor gelassen... gibt's das eigentlich noch?...



... erstmal in italienisch-französisch-rumänisch-deutscher Besetzung (Federica, ?, Alexia, Emilie, Manuela)...



... dann mit den Spaniern, die auch schon bei Emilies Party zugegen waren.



Spezielle Frage an meine Lieblingsschwester: Das Mädel im Hintergrund mit den gelben "Leggings"- nennt man das Madrid-Style? Seh' in dieser Stadt jedenfalls mehrere Leute mit diesem Style- und finde ihn einfach total cool! Vielleicht kannst du für Axel-Springer ja eine Reportage über die Urban-Styles dieser Welt schreiben. Für Spanien hättest du schon einen Korrespondenten... oder du kommst einfach selber kurz rüber und schaust dich um!





Bei so tollem Wetter war im Retiro natürlich wieder Einiges geboten!



Jazz... (wie geht's eigentlich dem lieben Hans-Jörg?)



... spanischer Indie-Rock...



... und Boot fahren!
Das einzig weniger Geile an diesem Tag war, dass ich die nächtliche Zeitumstellung verpasst hatte und mir schon am Bahnhof wartend gedacht hab, dass die italienische (Un-)Pünktlichkeit aber echt auch keine Grenzen kennt :-D

Ach, wo wir thematisch schonmal bei Madrid sind:
Arbeit, Arbeit, Arbeit!
Zumindest theoretisch... Ich habe jetzt nämlich meine (anscheinend) unbefristete Arbeitserlaubnis- ¡viva España!
Wobei man sich beim Erlangen besagter Erlaubnis eher wie ein Sträfling beim Einzug ins Gefängnis vorkommt... nette Gegend, wo die hochmotivierten Ausländer hindirigiert werden... wird in Deutschland aber wohl nicht anders sein.



Aber zur Entschädigung haben wir uns dann Spanien-Total gegeben, mit passendem Frühstück (Chocolate con Churros, allerdings mit untypisch flüssiger Schokolade)...



...und erneuter Sightseeing-Tour durch Madrid:











Der Palacio-Real wäre bestimmt interessant gewesen...



... allerdings muss man Prioritäten setzen... und da sind unsere eindeutig anders, als die von "ein paar" anderen Touris...



... da begnügt man sich doch gerne mit einer Umrundung ;-)



Madrid hat ja auch so überall schöne Anblicke zu bieten!









Trotzdem muss ich sagen, dass mir auch das "kleine" Alcalá sehr gut gefällt!
Ständig entdeckt man Neues, zum Beispiel diese Comic-Ausstellung (XVI Muestra Internacional de Humor Gráfico) in der Kirche, in der ich zuvor auch schonmal die Fotoausstellung entdeckt hatte (sieht hier kleiner aus, als es tatsächlich ist):



... hätte vielleicht sogar Papa gefallen:



So eine Comic-Ausstellung findet scheinbar jährlich statt. Für die Spanier Grund genug, gleich mal wieder Fiesta in der Calle Mayor zu machen um einen "kleinen" Hinweis auf die Ausstellung zu bieten:



... wobei selbst die Einheimischen nicht so recht wissen, welche Fiesta jetzt schon wieder für welchen Zweck ist (meine Niño-Compañeros Hugo und Pablo hatten jedenfalls keinen Plan: "Ja keine Ahnung, ist aber jedes Jahr...")...



(Die beiden Puppen werden von einem Schauspieler zum Tanzen gebracht!)





Doch auch die alltäglichen Anblicke in Alcalá sind einfach schön. Habe jetzt die Störche auch mal tagsüber vor die Linse gekriegt:



Rund um Alcalá gibt's zudem auch so Einiges zu entdecken.
Mit der Kulturklasse waren wir beispielsweise in der "Ciudad Romana de Complutum", also dem römischen Ursprungs-Alcalá.



Da die mehrstündige Kulturklasse freitags ist, bin ich zwar meist so gut wie allein unter Asiaten (da für die Europäer das Wochenende donnerstags anfängt und ich wohl zu den wenigen Nicht-Asiaten gehöre, die mit dem chinesischen "Trotzdem-Aufstehen-Gen" ausgestattet sind ;-))...



...aber das gefällt mir gerade gut, weil die unterschiedlichen Kulturen einfach unheimlich spannend sind!



Irgendwas mit Sprachen und Kulturen zu studieren, würde mir gefallen!
Eine Kommunikationswissenschaftlerin hier hat mir beispielsweise erzählt, dass sie später in einem internationalen Unternehmen arbeiten könnte, in dem sie dafür sorgt, dass es trotz der unterschiedlichen Herkunft der Angestellten nicht zu einem "Culture Clash" kommt.
Das klingt doch spannend!
Gibt's sowas bei HP auch? Und kann man sowas mit dem deutschen KoWi-Studium machen?

Kurios: Als Europäer ist man an der Alcalingua schon (fast) eine Besonderheit und fällt echt auf- ich werde hier ständig von irgendwelchen Chinesen gegrüßt, die ich (meines Wissens) noch nie gesehen habe...
Vielleicht verliere ich aber bei all den Ziwons, Xin-Meis und Ju-Mins, die darüber hinaus "der Einfachheit halber" auch noch oftmals einen spanischen Ersatznamen haben, ein bisschen den Überblick, wer eigentlich wer ist...

Unterschiedliche Kultur hin oder her- das "Casa de Hippolytus", in dem auch noch ein Besuch anstand, fanden wir alle nicht so spannend- selbst die Führerin hat da augenscheinlich keine Ausnahme gemacht, wenn man sich ihren Gesichtsausdruck so anschaut :-D



Die Flamenco-Stunde in Alcalingua war da schon witziger:



...allerdings haben es die wenigsten so gut hingekriegt wie Nazgo, die das aber auch in Japan tanzt.



Zumindest habe ich, neben dem Joggen mit Maud (die aber leider keine Ausdauer hat...), so ein bisschen sportliche Betätigung. Sonst sieht man Alltag nämlich eher so aus:



Aber zugegeben- es gibt schlimmere Umgebungen, um auf das Spanisch-Examen zu lernen!
Jetzt bin ich mal auf die Ergebnisse gespannt!
... und natürlich, wie das mit der Familie wird.
Nur der Vollständigkeit halber für eine eventuelle Leserschaft, die nicht durch Telefonate auf dem Laufenden ist:
Da es gerade keine Jobs auf den Kanaren gibt, werde ich als Überbrückung bis zum Weihnachtsgeschäft für einen Monat in einer Familie in Madrid ein bisschen Kindermädchen spielen und Deutsch lehren etc.
Dass ich dort nur Deutsch reden werde, finde ich allerdings schade. Das war's dann wohl mit meinem Spanischlernen... komme mir ein bisschen vor, wie ein afrikanisches Kind, das nicht in die Schule darf, weil es arbeiten muss, während die anderen lernen und immer besser werden...
Mensch, das klingt wirklich doof- dabei bin ich hier doch eher das Gegenteil und reise "zum Spaß" mal eben um die Welt... aber jetzt, wo das mit dem Spanischlernen so gut klappt, haben sich vielleicht ein bisschen die Ideen und Vorstellungen geändert (denn ursprünglich war ja auch nicht geplant, dass ich als Animateur so viel Spanisch lernen werde)... naja, mal schauen, was das so wird. Die Situation hier ändert sich ja eh jeden Tag. Aber das ist auch cool- es bleibt einfach spannend! Werde jedenfalls nicht das Handtuch werfen und wie Maud zurückfliegen!

Dafür sind die Erfahrungen hier nämlich viel zu einmalig.
Dazu gehören so nebenbei auch Erkenntnisse, wie "Auch wenn es sich nur um eine Zahnbürste handelt- man sollte mehr als einen Euro dafür ausgeben, sonst kann man auch gleich einen Stock benutzen".



... welcher Depp von Erfinder spart aber auch bitte an den Borsten, um diese durch Plastik zu ersetzen?!

Dabei ist das Zähneputzen hier doch besonders wichtig, wenn's in meinem geliebten Saborea-Café so Leckereien wie mit spanischer "Creme de Pastellera" gefüllte Blätterteigtaschen gibt (allerdings scheint man es anders zu schreiben, ich finde nämlich nichts Passendes im Internet dazu...)



Bei den Tapas weiß ich da schon eher, wie man's schreibt. Ihr könnt mich nun quasi Tapas-Profi nennen.
Mit David und Maud war ich im "El Tapón"...



... wo wir, weil wir eh nichts verstanden haben, einfach mal wild drauflos bestellt haben.



Hier hätten wir beispielsweise "Brocheta de Sepia" (Tintenfischspieß, v.l.), "Brocheta de Langostinos" (Riesengarnelenspieß, v.r.), "Morcilla de Arroz" (Blutwurst mit Reis, h.l., zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir die Wurst wirklich schmeckt...), sowie die Reste der "Batatas Bravas" (quasi Pommes, allerdings mit recht scharfer Soße), der "Alitas de Pollo" (Chickenwings), sowie der "Gambas a la Plancha", sprich gegrillte Gambas.



Weiter geht's mit "Chistorra de Soria" (vorne, eine würzige Hackfleischwurst), "Mejillones Tigres" (dahinter; frittierte Miesmuscheln, die innen ganz cremig sind- sehr lecker!), sowie dem "Pescaito en Adobo" (hinten, marinierter Kabeljau- mein Favorit an diesem Abend, vor allem mit diesem unbeschreiblichen Limonen-Beigeschmack!).
Keine Bilder gibts von der "Tortilla de Patata con Ajetes y Gambas", also Kartoffelomelett mit Lauch und Gambas (nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich spektakulär) und dem "Zarajo de Guenca" (wenn ich gerade bei Wikipedia schaue, wie das aussieht, glaube ich aber, dass wir stattdessen was anderes hatten und ich das nur anhand der Karte gerade nicht mehr rauskriegen kann...).
Jedenfalls war nach dem Essen nicht nur der Laden voll :-D



Ein echter Profi kennt sich aber natürlich auch mit den ausgefalleneren Varianten aus.
Daher war der von Alcalingua organisierte Besuch bei der Tapas-Messe "Feria de las Tapas" ein Muss- 1€ für Getränke, 1€ für Tapas!



Oh Wunder, ich war noch nichtmal der einzige Nicht-Chinese!



Zwar war das Ambiente nicht sonderlich ansprechend (im Atmosphäre schaffen sind die Spanier irgendwie nicht so die Meister...)- in der Mitte des Zeltes die Tische, an der Seite Tapas-Bars aus Alcalá- aber die angebotenen Speisen und der auf's Neue hochinteressante interkulturelle Austausch haben das wieder wett gemacht!
Ach ja und dass sich mal wieder ein Schwuli an mich rangemacht hat (und ich's erst gar nicht gepeilt hab :-D), war natürlich auch klasse- seh ich eigentlich so homo aus, oder was?!
Danach in der Gabanna-Bar war dann aber, sozusagen zum Ausgleich, Nazgo, die Flamenco-Tänzerin, an meiner Seite ;-)



Und um weiteren schwulen Attacken zu entgehen, habe ich zwei Tage später die Feria nochmal mit männlicher Unterstützung besucht: David kannte die Messe noch nicht- und die Auswahl war einfach zu groß, um sich beim ersten Mal durchfuttern zu können.
Hier mal eine kleine Auswahl meiner kulinarischen Tour:



Empanada de Zamburiñas (Teigtasche mit Bunten Kammmuscheln)



Einer meiner Favoriten: Pisto Manchego y Pulpo (der Name an der Bar war großartiger, aber ich habe hier nur noch die unvollständige Karte zur Hand, die ihr auch auf dem Bild seht. So ein Name macht natürlich schon auch nochmal was aus ;-))



Thunfisch mit Pesto, Muscheln, Zwiebeln und Paprika. Muss man nicht probieren (allerdings wissen die meisten Spanier tatsächlich nicht, was Pesto ist!), aber die Präsentation im Schiffchen ist ja zumindest noch ganz nett. Das mit dem Probieren gilt übrigens auch für "Migas" und jegliche Art von Sandwiches und "hamburguesas". Falls ihr das in einer Tapas-Bar lest, sucht weiter (obwohl bei den Spaniern alles sehr populär...)!



Allerdings müssen auch hübschere Dinge nicht unbedingt besser schmecken. Hier haben wir die künstlichen Glasaale (Gulas) in einer etwas ansprechenderen Variante, die aber geschmacklich aber eben leider nicht mit der Präsentation mithalten kann...



Dieser "Brocheta de Pulpo" sieht zwar nicht so ansprechend aus und schwimmt, wie halt alles in Spanien, in Massen von Öl, aber ist geschmacklich obigem Tapa deutlich überlegen (nur ein Tick zuviel Salz).



Käse mit Mandeln und Erdbeerkonfitüre. Lecker, da das Ganze warm war und der Käse daher creeemig und etwas "karamellisiert", aber ehrlich gesagt fast schon etwas zuviel des Guten, sprich etwas zuviel Käse.
Hätte ich mir mal lieber die Namen der "normalen" Käsebrote gemerkt, die mir noch nichtmal ein Foto wert waren, aber die eindeutig zu dem Besten der Feria gehört haben. Nur haben das, glaube ich, die wenigsten rausgefunden, da man sich halt doch leicht von der Präsentation hat verleiten lassen. Schrecklich, wie leicht der Mensch manipulierbar ist...

Bevor nun aber die gesamte Blogleserschaft hungrig im Kühlschrank kramt, setze ich mit dem Highlight des Abends einen Schlusspunkt:



"Morcilla Castellana con Rulo de Cabra y Mermelada de Tomate", also würzige Reis-Blutwurst mit himmlisch zartem Ziegenkäse und der dezenten Note der Tomatenmarmelade. Dazu der knackige Keks, das Ganze perfekt abgerundet durch die süßliche Note der Balsamico-Creme... zum Reinlegen!!!

Apropos reinlegen- das Gleiche gilt für Cherimoyas.
Ich weiß, ich habe schon davon berichtet, aber erst vor kurzem herausgefunden, dass man sie liegenlassen muss, bis sie eigentlich schon fast von selbst auseinanderfallen. Dann entfalten sie nämlich einen unbeschreiblichen Aromamix aus Honig-Melone und Erdbeershake. Klingt verrückt, ist aber so!
Man, bin ich fies- sage, ich höre auf zu schwärmen und fange dann an, von Früchten zu erzählen, die's in Deutschland praktisch nicht gibt.
Was ihr aber kaufen könnt, ist die "Chinesische Birne" (die Früchte, die wie weiße bzw. beige Äpfel aussehen).
In der Frutería ist mir letztens nämlich aufgefallen, dass ich die, genau wie in Deutschland, immer links liegen lasse, obwohl ich gar nicht weiß, wie sie schmecken.
Was soll ich sagen: Bin immer noch hin und weg von dem Amaretto-Marzipan-Aroma! Probiert sie!

Natürlich könnt ihr euch auch mit einem herkömmlichen Apfel begnügen- dann aber bitte in der entsprechenden Aufmachung, das ist ja wohl klar ;-)



Da spanisches Essen im Normalfall eh nicht weit über den Fast-Food-Standard reicht, habe ich meinen Alcalinguisten vorgeschlagen, den Dönerfritzen zu testen. Habe nämlich noch nie einen gesehen, der so gut besucht ist und, ganz wie die spanischen Bars hier, die Straße mit Gästen bevölkert. Zudem hat er auch vegetarischen Yufka ;-) (wobei ich mich ja langsam zum Morcilla-Fan mauser...).
Da hat der Besitzer einfach mal den Strom abgedreht (wirklich den Strom- selbst die Spieße waren aus!) und uns diese nette Aufmerksamkeit hingestellt! Nicht schlecht!
Hat sich dann herausgestellt, dass er schon in Deutschland gearbeitet hat (jaja, kleine Welt) und auch mit Asiaten zusammen, die ihm dieses erstaunliche Kunststück beigebracht haben. Ich sag's ja- kultureller Austausch!

Von dem könnte meine Gastfamilie hier übrigens auch noch ein bisschen mehr haben.
Fragt mich der Vater gestern, ob die Deutschen gute Menschen sind.
Sage ich, dass man das "en general" wohl von keiner Nation sagen kann.
Wir hatten dann eine mehr oder weniger intelligente Diskussion darüber, dass das sehr wohl geht und das Hochzeiten sowieso nur innerhalb der eigenen Nationalität funktionierten. Gerade die Moslems seien aufgrund ihrer omnipräsenten Religiösität ja total inkompatibel mit uns Christen.
Jaja, schon klar Reimundo.
Jedenfalls ist jetzt das Rätsel gelöst, warum alle Kinder so strunzdoof sind ;-) (und eklig- was Klobürste und Spülung sind, hat sich noch nicht überall rumgesprochen. Aber glaubt mir, das ist das kleinste Problem mit den Gören!)

Vielleicht sind die niños aber auch einfach zu sehr an die "Limpieza" gewöhnt: Wenn etwas in Spanien funktioniert, ist es die Müllabfuhr.
Jede Nacht komplette Nassreinigung der Straßen.
Anfangs türmen sich die Abfallberge (und die Sonnenblumenkernschalen- die Leute hier sind verrückt danach), morgens blitzt die Stadt!
Dafür sind nicht zuletzt auch die eifrigen Frauen mit ihren Besen verantwortlich, die aber nichtsdestotrotz eine spanische Effizienz an den Tag legen.
Bin nachts mal aufgewacht und habe mich gewundert, was denn dieses "schrabb schrabb schrabb" in dreißigsekündigen Abständen ist.
Ganz einfach: Dreimal fegen, dreißig Sekunden mit der Kollegin auf der anderen Straßenseite quatschen. Dreimal fegen... Seeeehr effizient ;-)

Auf dem "montäglichen" Wochenmarkt geht's da schon hektischer zur Sache.
Überall Geschrei, Menschenmassen drängen sich durch die Gassen, die Verkäufer brüllen ihre Angebote in das Wirrwarr aus Menschen und Ständen.



Besonders angetan hat's mir - natürlich - die Lebensmittelgasse.
Dort haben die Verkäufer einen besonderen "Trick", um dich von der überragenden Qualität ihrer Waren zu überzeugen:
Sie verschenken haufenweise Mandarinen und Orangen - und zwar nicht nur Hälften, wie hier auf dem Bild!



Zum Glück hatte ich meinen Rucksack dabei :-D



Auch die Olivenproben waren unheimlich lecker.
Wobei sich Spanien nicht wundern muss, wenn sich die Schweinegrippe ausbreitet: Die Oliven werden nicht nur mit viel Hautkontakt mit bloßen Händen in den Mund geschoben, sondern die Steine zum Teil auch einfach wieder in die Probierschale gespuckt...
Naja, wenn's alle machen, kann's mich auch nicht umbringen, zumal ich jetzt in meiner reizenden Gastfamilie ja auch an waschpulverfreie Waschmaschinen und Eigelbreste in der Müslitasse gewöhnt bin... Und ich dachte, ich hätte bis Vietnam Schonfrist, was verbesserungswürdige Hygiene angeht ;-)

Wenigstens sind die Spanier aber ja im Normalfall unheimlich freundlich.
Obwohl auf dem Markt ein unheimlicher Trubel herrscht, nehmen sich sowohl Verkäufer, als auch Kunden die Zeit, dem unwissenden Deutschen alles genau zu erklären und schreiben dir sogar die Namen irgendwelcher Spezialitäten auf deinen Notizblock, während am Stand eigentlich schon wieder hundert neue Kunden warten!

So, jetzt habe ich es endlich mal wieder geschafft, einen Eintrag zu schreiben und kann mich auf die faule Ha...
Nein, jetzt muss ich überlegen, ob Au-Pair, Animateur, oder doch Schule, Reisen... Vielleicht sogar WWOOFEN? Aber das mache ich ja schon in Schweden- wo ich auf jeden Fall hin muss, schon deshalb, weil mich hier alle für einen "sueco" halten :-D
Hiiiifle!!!

Spanisch lernen und Sprechen macht mir einfach soviel Spaß, zumal ich hier so schöne Erfolgserlebnisse habe:



Aber wohin reisen? Mit wem? Ist Alcalingua soviel Geld wert? Lohnt sich für mich so viel Spanisch überhaupt?
Oh man... das Leben bleibt spannend ;-)




Dienstag, 20. Oktober 2009
Ich hab's gefunden!



Das "Puerta de Alcalá", welches ich mir auch gleich am ersten Tag als Schlüsselanhänger zugelegt hab.
Nachdem ich schon am Freitag Madrid by Night erlebt habe, stand am Sonntag die Besichtigung bei Tageslicht auf dem Programm.
Zusammen mit Maud und David ging's in der Morgendämmerung (sprich, zehn Uhr) Richtung spanische Hauptstadt, um den berühmten "Rastro", also den traditionsreichen allsonntäglichen Flohmarkt, zu besuchen.



Das ist ein Gedränge, kann ich euch sagen!



Kein Wunder, dass viele Anwohner sonntags die Flucht ergreifen!

Wie im Reiseführer beschrieben, gibt's wirklich an jeder Ecke Kurioses zu entdecken- Wahnsinn!
Antiquitäten zuhauf (der Verkäufer wird übrigens gleich aufspringen und mich vertreiben- keine Fotos, Mann!)...



... darunter auch Bizarres, wie diesen Keuschheitsgürtel...



... oder den Mundschutz gegen die Schweinegrippe (die Frage ist nur, wie ich bis zu dem Stand komme, ohne mich schon vorher bei einem der 2000000 anderen Flohmarktbesucher zu infizieren)...



... der Stand mit den Handtaschen geht unmittelbar über zum Zubehör für einen Dritten Weltkrieg...



... ach und so sieht übrigens die spanische Nationalhymne aus:



Doch vor allem, was man so "nebenher" aufschnappt, ist einfach sehenswert!

Sei es dieser mafiöse Verkäufer mit Gehstock, dessen rufende Reibeisenstimme das Klischee einfach so wunderbar komplettiert...



... die 100 Meter lange Schlange vor diesem Imbiss, die scheinbar nicht weiß, aus was das dort angebotene Gulas besteht (habe übrigens das Bild im vorigen Eintrag durch ein eigenes aus dem Supermarkt ersetzt)...



... oder der arme Vogel auf der Telefonsäule:



Doch natürlich hat der Rastro auch für die holde Damenwelt mehr als Schmuck und mehr oder weniger feines Geschmeide zu bieten (obwohl, braucht's überhaupt mehr?!):



Diese beiden heißen chicos waren eigentlich auf dem Markt unterwegs- hier haben wir sie gerade beim Siesta-Cerveza-Zischen erwischt :-D

Und ich dachte schon, der Flohmarkt in Berlin sei groß gewesen- haha, guter Witz!

Auszug aus Fraukes Reiseführer:

"Wenn die Stände zwischen zwei und drei Uhr schließen, sind die Überraschungen noch längst nicht vorbei!"

Was für Überraschungen das genau sein sollen, wird zwar nicht erwähnt, aber tatsächlich können wir im anschließenden Madrid-Bummel so allerhand entdecken!

Das Wichtigste für den Öko zuerst ;-):
Ja, auch in Spanien gibt es Bio-Restaurants!!!



Frischer Apfel-Ingwer-Saft- hmmmm! Nur meinen beiden Nicht-Ökos war's etwas zu teuer, wie man vielleicht an den Blicken erkennt :-D

Nach dieser weltbewegenden Erkenntnis noch die minder interessanten Nebenschauplätze, als da wären:

Plaza Mayor...



... Plaza del Sol...



... unzählige unbekannte Häuser, die trotzdem schön sind...



... das "Tribunal Supremo"...



... hmm... was das hier ist, sollte ich wahrscheinlich wissen?!



Aber dafür kann ich mit Sicherheit sagen, dass es sich hier um den Retiro, den wirklich schönen Stadtpark, handelt, in dem wir uns vom vielen Laufen erholt haben:



Auch hier ist einfach unendlich viel Programm geboten!

Angefangen bei diesem netten Kerl hier (ach ja, die drei Gestalten im Vordergrund waren aber auch ganz sehens- und hörenswert ;-))...



... über bombensichere Zukunftsvorhersagen...



... Theater...



... bishin zu dieser heißen Lady!



Einfach ein perfekter Tag in Madrid!



Das Tollste: Selbst in solch einer Megametropole schlägt die spanische Mentalität durch: Entspanntheit.

Beispiel gefällig?

Deutschland:
Oh verdammt, der Bus geht in 2 Minuten!
*renn renn renn*
*Fahrer wartet, bis man am Fahrzeug ist; direkt an der Tür: Bus fährt los*

Spanien:
Oh verdammt, der Bus geht in 2 Minuten!
*renn renn renn* (würde ein echter Spanier natürlich schon nie machen)
Puh, noch geschafft!
Wie jetzt, die Karte muss ich am Schalter lösen? Gestern ging's noch im Bus... (auch das ist Spanien)
*Hoppel hoppel Richtung Schalter*
Mit spanischer Gemütlichkeit gibt die Kassiererin die Karte aus und zählt das Rückgeld ab... *schnarch*


Jetzt aber der große Unterschied:
Fahrer, ohnehin schon 2 Minuten Verspätung - bin mir allerdings nicht sicher, ob es dafür überhaupt ein spanisches Wort gibt - wartet geduldig, bis auch der deutsche Touri seinen Fahrschein hat, nimmt ihn bestens gelaunt entgegen und gibt dafür einfach nachher ein *bisschen* mehr Gas

Wunderbar!

Vielleicht kommt diese Entspanntheit aber auch von der spanischen Schokolade, die ja bekanntlich beruhigt. Die wird hier nämlich in anderen Mengen genossen...
Traditionell "früh"stückt man hier "churros con chocolate" - In Öl frittierter Brandteig, eingetunkt in heiße Schokolade.
Die Churros werden dabei ständig frisch zubereitet:



Die heiße Schoki kann man sich an einer "churrería" auch solo kaufen- und hat dann die Wahl zwischen einem halben und einem ganzen Liter :-D
Passend dazu bekommt man sie auch wirklich im "Milchfässchen":



Immerhin ist sie nicht so pappsüß, da recht dunkel- und so dickflüssig, dass das Churro quasi drin stecken bleibt!

Auch sonst konzentrieren sich meine kulinarischen Entdeckungen gerade auf Flüssiges.

Da ich hier noch nirgends die Nationalsuppe - Gazpacho - entdecken konnte, habe ich in meiner Verzweiflung die Supermärkte danach durchstöbert und festgestellt, dass es dort wirklich alles zu kaufen gibt.

Da hätten wir einmal die traditionelle Variante mit Tomate, Paprika, Gurke, Zwiebel, Olivenöl, Weinessig, Salz, Knoblauch und Zitronensaft...



... aber auch die ausgefallene Mandel-Version bestehend aus Wasser, Mandeln, Zitronensaft, Brot, Olivenöl, Weinessig, Salz und Knoblauch:



Übrigens ist "Suppe" eigentlich der falsche Begriff, wie mir die Kassiererin erklärt hat:
"Isst man die so, oder kommt da noch was dazu?" - "Äh, das ist zum Trinken!" ... Soso, da werd ich der Münchner Suppenküche mal was erklären müssen!

Die rote Variante riecht ein bisschen nach Petersilie (oder sind das die Zwiebeln...), schmeckt sehr erfrischend und dabei zum Glück überhaupt nicht nach Tomatensaft.
Die Mandel-Edition erinnert ein bisschen an Kefir und ist ein kleines bisschen inhomogener. So ein richtiges Mandelaroma konnte ich jetzt allerdings nicht wahrnehmen...

Auch an der Obst- und Gemüse-Front gibt's Neuigkeiten.

Heute habe ich zum ersten Mal "Kumatos" probiert:



Wikipedia zerstört aber natürlich mal wieder meine Vorstellung, eine regionale Spezialität entdeckt zu haben:

Die in Europa erhältliche Tomate Kumato ist eine neue Züchtung der Firma Syngenta

Abgesehen von der lustigen Farbe schmeckt sie aber eigentlich nicht anders, als "normale" Tomaten...

Da sind die vermeintlich "langweiligen" Orangen schon aufregender!
Was ist das hier nur für eine Sorte: Kleiner als normal, gelb wie Zitronen, starker Duft nach Orange und sooo ein leckerer Geschmack nach etwas saurer Mandarine!

Sonstige Neuigkeiten?

Nun, wenn ich nicht gerade in meiner geliebten Soranea-Tee-Bar das Regal von oben nach unten durchprobiere (was aber letztens aufgrund einer Autorenlesung nicht ging, weil ich nicht mehr reingepasst hab. Sauerei! Vom Vortrag habe ich leider nur verstanden, dass der Autor auch Englisch spricht. Hätt' er ja mal machen können ;-)), mache ich so langsam auch vermehrt was mit Frauke.
Am Wochenende haben wir einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher verbracht- irgendwas mit Nicolas Cage...
Fragt mich aber bitte nicht, worum es ging... der - öhm - Ton war einfach zu leise, um was zu verstehen ;-)

Naja, aber im Grunde ja easy, wir schauen ja schließlich Hollywood!

Erste 10 Minuten: Herr Cage ist fröhlich. Grund: Job, Kinder, Frau.

Letzte 2 Minuten: Herr Cage ist fröhlich. Grund: Noch besserer Job, noch bes... ääh Kinder, Frau.

Dazwischen: Herzschmerz. Grund: Job, Kinder, Frau.
Und natürlich Werbung.

Zumindest das TV-Programm unterscheidet sich hier also nicht von unserem...

Nach wie vor unternehme ich viele Streifzüge durch Alcalá.
So wurde ich letztens Zeuge einer spanischen Hochzeit:



Auch unter den Spaniern gibt es Leute, die weder Geschmack, noch Anstand mitbringen (wer zieht sonst sowas auf 'ne Hochzeit an):







Das Auto stand übrigens nur zur Zierde da.
Weiter ging's dann nämlich zu Fuß über den Plaza de Cervantes, der dafür aber auch wirklich ein traumhaftes Ambiente bietet:



Da lassen die ersten Kiddies bestimmt nicht lange auf sich warten, zumal Alcalá doch bekannt ist für seine vielen ganzjährig hier lebenden Störche!



Das Vergnügen, mich als Kinderanimateur vorgesetzt zu bekommen, werden diese Nachkommen dann aber wohl nicht mehr haben (obwohl, man weiß ja nie!). Daher baue ich mir eben anderweitig einen Fanclub auf ;-)



Hier haben wir Hugo und Pablo, die mir so Einiges über Alcalá, Spanien im Allgemeinen und den besten frischgepressten Orangensaft hier im Besonderen erzählt haben (mich wundert es nämlich ein bisschen, das mein Stammgeschäft "Oh Lala" einmal 1,20 und einmal 1,70 dafür verlangt - wirklich "Oh Lala", das ist nämlich eigentlich 'ne Kette, wie Burger King... naja, Spanien halt).

Leider konnte ich ihnen noch nicht sagen, auf welcher Insel sie mich besuchen können, da Acttiv nach wie vor mit der Antwort auf sich warten lässt... werd' da jetzt wohl mal ein bisschen Dampf machen müssen...

Naja, morgen geht's erstmal zur Policía nach Madrid, um mir meine Arbeitserlaubnis abzuholen.
Jaaa, die Arbeit naht!

... zumal Federica, frisch zurück aus Italien, gleich mal einen Putzplan aufgestellt hat...

Menno, hätte sie damit nicht auch noch knappe zwei Wochen warten können?! ;-)

So long, euer euch soooo liebhabender Sonnenanbeter!





Samstag, 17. Oktober 2009
So, ich denke, es ist Zeit, mich wieder mal zu melden...

Am Mittwoch haben wir, das heißt, meine Italiener und ich, ein "spanisches Dinner" veranstaltet.
Erst waren wir einkaufen und dann wurde eine Paella-Deluxe "con Gambas, Mejillones (Miesmuscheln), Pollo (Huhn) y Cerdo (Schwein)" und für die Nicht-Fisch-Möger eine Variante ohne Meeresfrüchte zubereitet! Lecker!





Wie sich das für einen spanischen Abend gehört, habe ich tatsächlich ausschließlich spanisch gesprochen.
Ich sage euch, wenn man wirklich hartnäckig alles nachschlägt oder umschreibt und sich das Gelernte gleich aufschreibt- das bringt's! Im Grunde sind es nämlich meist immer die selben Wörter, die einem fehlen...
Am nächsten Morgen habe ich das erste Mal in Spanisch gedacht!
Wird aber wohl leider auch das letzte Mal gewesen sein- als Animateur werde ich sicherlich nicht soviel Spanisch sprechen müssen...
Hier in Spanien ist es wirklich ganz anders: In der Schule in Deutschland bedeutet jedes neue Wort, jede neue Grammatik nur weiterer Lernaufwand. Hier ergeben sich jedes Mal unendlich viele neue Möglichkeiten!
Im Grunde wie in einem Rollenspiel, in dem man seinen "Spanisch-Skill" levelt.
So kam's mir jedenfalls auf dem Segovia-Trip im Bus vor, wo es die "Newbies", wie mich, gab und dann die "High-Levels", die schon fast perfekt sprechen können... Neeeeiid!
Lustig, dass ich hier, ohne eigenen Computer, in Vergleiche mit Computerspielen verfalle...

Jedenfalls wurde mir an diesem spanischen Abend bewusst, dass hier schon Halbzeit ist und diese einzigartige Zeit in Alcalá nicht ewig dauern wird...
Ich glaube, ich werde die Leute echt vermissen... Zumindest werde ich mich immer daran erinnern können, wenn ich das Lied höre, das bei unseren gemeinsamen Abenden ziemlich oft läuft: http://www.youtube.com/watch?v=ULJhS7QdksM

Der echte Knaller kam aber ja nach diesem spanischen Abend: Auf dem Heimweg bin ich meiner Alcalingua-Clique begegnet, die Georginas Geburtstag in der Media Pinta gefeiert hatte.
Da fragt mich David so nebenbei, ob ich eigentlich auch Morgen mein Animateurs-Interview hätte. Maud hätte heute eine Mail gekriegt, in der sie zum Gespräch für den nächsten Tag eingeladen worden sei.
Äh was?
Hallo, ich check doch nicht jeden Tag meine E-Mails. In dieser Nacht hatte ich auch keine Möglichkeit mehr dazu...
Also am nächsten Tag in der Alcalingua gleich morgens in den Computerraum gehüpft.



"1 ungelesene E-Mail"



...
"You have the interview tomorrow at 16.30 with Acttiv"
...
Ah, cool... mit weniger Glück hätte ich das ja glatt mal verpasst! Gut, zumindest blieb so keine Zeit mehr, mich groß verrückt zu machen.

Also die Kulturstunde sausen lassen, ab nach Hause, kurzer Anruf bei Lena - "Kann ich das anziehen" (selbst wenn er in Spanien verweilt, ist sie nicht vor dem ratsuchenden Bruder gefeit :D Aber sollte ein angehender Animateur jetzt eher leger oder doch ein bisschen schicker zum Interview kommen?! Vielen Dank nochmal an dieser Stelle für deine Hilfe!) - und dann geht's auch schon los.
Da Maud interessanterweise genau bei der gleichen Person zu exakt der selben Zeit ihr Interview hat, machen wir uns gemeinsam auf den Weg.
Wir sind sehr zeitig dran und können vorher noch eine Kleinigkeit essen (wobei man für diese "Kleinigkeit" 20€ zahlt- puh, ich glaube, ich kann froh sein, nicht direkt in Madrid zu wohnen...), bevor wir uns in die Höhle des Löwen - pardon, Animateurs - begeben.

"You are looking for Annelies?" - "Yes"

Hier scheinen immer die gleichen Personen involviert zu sein.
Frauke hat mir erzählt, dass meine Vorgängerin, Lisa, damals ebenfalls mit noch jemand anderem zu besagter Dame eingeladen wurde. Vom Flughafen abgeholt werden eh alle von der Katia...

Wie von Frauke berichtet, werden von der Frau erstmal ein bisschen unsere Sprachkenntnisse abgecheckt.
Sie möchte wissen, weshalb wir Spanisch lernen und ob wir uns im Klaren darüber sind, was es bedeutet, als Animateur zu arbeiten.
Viele kämen nämlich hierher und hätten keine Ahnung, um was es bei dem Job eigentlich ginge...
Ob wir das also wirklich machen wollten.
Äh- ja?! Dafür bin ich schließlich hier (dachte ich zumindest bisher...)!
Ok, wunderbar, tatsächlich werden momentan Animateure auf den Kanaren benötigt. Am nächsten Tag oder Montag würden wir erfahren, ob wir den Job kriegen und auf welcher Insel. In welchem Hotel wir letztendlich landen, erfahren wir dann kurzfristig.
Vielleicht lande ich ja bei Lisa auf Gran Canaria und betreue mit ihr den Kids Club ;-)
Jedenfalls war das Interview nicht wirklich schwierig, ich gehe eigentlich schon davon aus, dass es mit der Zusage klappt.

Am nächsten Tag in der Schule gleich wieder die Mails gecheckt.

Alcalingua am Morgen
"Keine neuen Nachrichten"

Es bleibt also spannend!

Quasi als Ausgleich zur am Vortag verpassten Kulturstunde hatte ich freitags dann gleich den ganzen Tag "Classe de Cultura".
Da in Alcalingua entweder der Lehrer keine Ahnung von der Technik hat (der Fall bei meiner Grammatiklehrerin...), oder die Technik keine Ahnung vom Funktionieren (ein Computerraum, in dem man länger als eine Minute am Stück eine Internetverbindung hat, wäre schon ganz nett), wird in den Stunden gern mal improvisiert.
Nachdem wir drei Stunden vergeblich versucht haben, uns mithilfe des Internets über Südamerika schlau zu machen, sieht auch die Lehrerin die Sinnlosigkeit ihrer Hoffnungen ("Warten wir mal ab, vielleicht haben wir ja gleich wieder eine Verbindung...") ein.
So geht's in der letzten Stunde also noch ab ins örtliche Archäologiemuseum.



Ausstellung über Ötzi.
Naja, kenne ich zwar schon im Original (Gott, wie lange ist das schon wieder her...), aber zumindest besser, als auf den Monitor starrend auf's Internet zu warten.

Die Leute, die an dieser Schule ein ganzes Jahr verbringen, beneide ich wirklich nicht.
Es ist nicht so, dass mir der Unterricht nicht gefällt, aber alles ist so unorganisiert und, wie gesagt, improvisiert.
Ich kann ja noch von Glück reden, überhaupt in die Kulturstunde gehen zu können. Maud und David waren dafür bisher nicht eingebucht. Letzterer hat sich jetzt bei seiner Organisation beschwert.
Ab nächster Woche haben dann alle Kulturklasse. Sogar an mich haben sie die Rundmail geschickt, dass ich mich bei "Miriam" melden soll, um auch teilnehmen zu können.
Ich sag ja- unorganisiert.
Naja, die Leute, die den Kurs für die ganzen acht Monate gebucht haben, haben zumindest den Trost, deutlich weniger zu zahlen, als wir "Einmonatigen", die über eine Organisation eingebucht wurden...
Schade ist auch, dass wir eben nicht in einem einmonatigen Intensivkurs sind, sondern einfach den Acht-Monats-Kurs nach dem ersten Monat verlassen. Ohne die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben...

Aber genug gejammert- nachher kriegt ihr noch den Eindruck, mir würde es hier nicht gefallen ;-)

Zumal ich sagen muss, dass mir das Schülerdasein an sich schon wieder sehr gut gefällt. Ich glaube, im Anschluss an dieses geile Jahr, folgen gleich nochmal ein paar echt coole Uni-Jahre. Oder vielleicht ja auch FH. Denn Alcalingua gleicht wohl eher letzterem. Und damit komme ich ja augenscheinlich auch sehr gut klar. Wobei ich wohl trotzdem mehr der Autodidakt bin... Naja, mal sehen. Jedenfalls wird die spannende in meinem Leben nicht so schnell enden!

Aber ich glaube, Gedanken solch "philosophischer" Natur erspar ich euch hier- dafür habe ich ja mein schickes Reisetagebuch (mit der Weltkarte, die nur noch mehr Lust auf's Reisen macht!!! Vielen Dank, Mama!).
Die Seiten füllen sich stetig, zumal ich eine total gemütliche Tee- und Café-Bar gefunden habe, in der ich seither Stammkunde bin und beim Tee des Tages (Pakistani, Irish Cream, Triple Trufo...) zur Ruhe kommen kann.





Zuviel Ruhe braucht's dann aber auch wieder nicht.
Da meine Mafia-Connection gerade entweder bei der "familia" verweilt (Federica besucht ihre Eltern Michela und Algo), oder ihre Connections in Spanien ausweitet (Francesco, Alessia & Co. sind über's Wochenende mal kurz nach Santiago geflogen), hatte ich wieder mehr Zeit für die Alcalinguisten.

Gestern nach der "romantischen gemeinsamen Teestunde" mit David in der Saborea bin ich also mit ihm nach Madrid gedüst.
Dort haben wir uns dann mit Maud und Vanessa (23, Dänemark, in Davids Klasse an der Alcalingua) in einem Irish Pub in der Nähe des "Plaza del Sol" getroffen.




(V.l. David, Maud, Vanessa, Ich)

Vanessa ist schon seit einem Monat hier und macht Au-Pair bei einer Familie in Alcalá, bevor sie International Law studiert.
Ich sage euch, ihr habt noch niemanden getroffen, der so viel gereist ist.
Ihre Familie ist allgemein sehr viel unterwegs und daher in der ganzen Welt verstreut, sodass sie selbst in Syrien etc. schon war- auf jedem Kontinent sowieso.
Super Tipps konnte sie mir auch geben.
Vor meiner Asienreise muss ich mich auf jeden Fall nach den Vitaminpillen umschauen, die den Magen auf die Bakterien in diesen Ländern vorbereiten. Ansonsten geht's mir vielleicht wie der armen Uli, die ja seit Indien 'ne Laktoseintoleranz hat. Oder wie dem armen Kerl, von dem Vanessa erzählt hat, der die Bakterien "nicht mehr los wird" und gar nicht mehr gescheit essen kann...

Später haben wir in der Plaza-Del-Sol-Metro noch auf Olivia, Georgina, Kate & Co. gewartet (wobei Maud gleich mal die Rolltreppe geschrottet hat :-D)...



... und ab ging's ins Madrider Nachtleben!


(Ich, Georgina und Amanda (18, arbeitet in einer Bar in England, nur zu Besuch hier))

Hmm... was gibt's noch so zu berichten...

Ich habe festgestellt, dass es auch gut sein kann, seinem kulinarischen Entdeckerdrang nicht immer freien Lauf zu lassen.
Eigentlich sahen die "Gulas" im AhorraMas so abartig aus, dass ich sie unbedingt probieren wollte.



Vom Kauf hat mich dann nur das Glutamat abgeschreckt...
Heute habe ich dann dank Wikipedia rausgefunden, dass ich nicht unbedingt traurig sein muss, mir das erspart zu haben:

Glasaale sind vor allem im Baskenland ein traditionell zu Weihnachten sehr beliebtes Gericht, Angulas. In den letzten Jahren, wegen der horrenden Preise, hat man einen „Angulas-Ersatz“ aus Surimi (Fischprotein mit Aromastoffen) entwickelt, genannt Gulas. Die Masse wird zuerst in Formen gepresst, danach erhält jeder einzelne Fisch zwei mit Lebensmittelfarbe gemalte Pünktchen, die dem Käufer als Augen das endgültige Realitätsgefühl geben sollen.

Wohl bekomm's!

Da bin ich doch eher mal gespannt, welche Avocado am besten schmeckt.
Habe nämlich rausgefunden, dass Spanien ein Hauptanbauland dafür ist und mich dementsprechend gleich mal mit den verschiedensten Sorten eingedeckt. Hier kriegt man richtig schön reife, cremige Früchte!
Jetzt müsste ich nur noch die Namen kennen- außer der "Hass", die es ja auch in Deutschland allerorten gibt, erkenne ich leider keine :-D

Aber die Leute in den Markthallen oder Fruterías, in denen ich viel lieber als im Supermarkt einkaufe (und dazu ist es noch billiger!), können mir bestimmt weiterhelfen.







Darüber hinaus habe ich jetzt schon den zweiten Bioladen in Alcalá gefunden! Sie verstecken sich nur allzu gut. Im Vergleich zum heute entdeckten, macht mein erster hier ja noch richtig auf sich aufmerksam- immerhin hat er ein eigenes Schild (übrigens hat er gerade geöffnet, nur für den Fall, dass das nicht so klar ersichtlich sein sollte...)!



Apropos geöffnet (Mensch, immer diese kreativen Überleitungen): Seit unsere Wohnung wieder halbwegs ohne Atemschutzmaske zugänglich ist, richten sich auch unsere kleinen Freunde wieder häuslich ein:



Nur gut, dass Fede gerade nicht da ist. Beim Anblick dieses Exemplars wären die Koffer sofort gepackt gewesen.
Soviel jedenfalls zum Thema Insektenvernichtung! Aber zumindest war das bisher das einzige Vieh, dass ich seit der "desinsectación" entdeckt habe...

So, zum Abschluss noch ein kleines Schmankerl für meine Lieblingsschwester, deren Geldbeutel froh sein kann, nicht hier zu sein (aber auch nur der)!
Die Anzahl an Läden und Bars in der Calle Mayor ist einfach unglaublich! Das hier ist nur in direkter Umgebung zu meiner Wohnung- frag nicht, wie lang die Straße ist!















Obwohl... selbst meine shoppingverrückte Schwester würde dafür (vielleicht?!) keine 70€ zahlen ;-)



... aber es gibt ja auch günstigere Angebote... bei drei Euro für 'ne Tasche könnte man ja direkt schwul werden...



... und ständig kommen neue Läden dazu!
Gestern bin ich zum Beispiel aus dem Haus gegangen und worauf fällt mein Blick direkt gegenüber?!



Na, kleine Shoppingtour gefällig?!




Dienstag, 13. Oktober 2009
So, erstmal für den wissbegierigen Papa die beiden wichtigsten Infos:
Am 9. Oktober wurde in Alcalá die Taufe des 1547 hier geborenen Schriftstellers Cervantes gefeiert. Der Gute hat mittlerweile also stolze 462 Jahre auf dem Buckel.
Kein Wunder, dass auch sein bester Kumpel Don Quijote schon ein bisschen ermattet wirkt- aber zumindest für ein Foto vor dem Geburtshaus seines Erschaffers hat's noch gereicht:



Damit sich das Feiern auch lohnt, wird dieser lokale Feiertag dann durch den Nationalfeiertag am 12. Oktober ergänzt:
Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus.
Da man hier in Alcalá aber noch extra gläubig ist, wird zusätzlich am gleichen Tag auch das Fest der "Virgen del Pilar", die Erscheinung der Jungfrau Maria auf einer Säule in Saragossa, gefeiert.

Leider musste ich feststellen, dass mein Spanisch für religiöse Diskussionen noch etwas mager ist. Denn natürlich habe ich die Gelegenheit, über's Wochenende bei einer spanischen Familie zu wohnen, gleich genutzt, um sie ein bisschen über hiesige Bräuche auszuquetschen.
Ihr hättet mal Glorias Gesicht sehen sollen, als ich irgendwas von wegen "Fest des Konquistadors" brabbel... wohingegen sie ja eigentlich das friedliche Fest der Maria meinte :-D
Aber gut, als Ausländer kann man bei so vielen Fiestas ja schon mal durcheinander kommen ;-)
Der Gottesdienst in der hiesigen Kathedrale hat mir das Ganze dann aber anschaulicher dargelegt:



Da haben wir sie ja, die Jungfrau auf (zumindest mehr oder weniger) der Säule, neben der sich die versammelte Gemeinde (und so nervige deutsche Touris ;-)) nach dem Gottestdienst fotografieren lässt.

Nebenbei habe ich noch einen anderen "kulturellen Unterschied" festgestellt. Wirklich sehr romantisch...



Naja, zumindest ist das Seelenheil für 10 Cent hier ein echtes Schnäppchen... und an die authentische Flackeranimation beim "Anzünden" wurde auch gedacht!

Den Aufenthalt in Glorias Haus habe ich auch dazu genutzt, den Beweis für die Wahrheit des Klischees über spanische Haushalte zu erbringen:



In jeden ordentlichen Haushalt gehört zumindest ein "kleiner" Serranoschinken (aber, wie ihr seht, schon besser zwei)!

Wo wir gerade bei kulinarischen "Köstlichkeiten" sind:
Im orientalischen Bereich des Mittelaltermarktes konnte ich tatsächlich einige wirklich leckere vegetarische Speisen ausfindig machen.
Neben Altbekanntem, wie Hummus (in Bio-Qualität!), gab's auch Neues, wie zum Beispiel vegetarisches "Kefta".



Sieht zwar aus, wie ein Yufka- bzw. Dürüm-Döner, allerdings ist die Hauptzutat "Bokura", in heißem Öl ausgebackener Teig mit Gemüse.



Dieses wird auf einer heißen Platte gestückelt und dann in ein mit Harissa bestrichenes Fladenbrot gewickelt.
Quasi eine Art vegetarisches Yufka-Köfte. Ob ich damit richtig liege, müsst ihr aber Lena fragen, die olle Berlinerin kennt sich mit diesem Ost-Gedöns besser aus ;-)
Jedenfalls wollte ich's so genau wissen, dass mich der Verkäufer auch noch am nächsten Tag erkannt hat - "¡Hola amigo!"



Und das auf dem größten Mittelaltermarkt Europas!
Zumindest laut den Spaniern.
Geht es nach dem Internet, ist aber wohl jeder zweite Markt der Welt der größte seiner Art... man oh man... immer diese Übertreibungen!

Vielleicht war die Erinnerung aber auch so gut, weil er mich tags zuvor beim Couscous beschissen hatte- da war nämlich weit und breit nix von wegen Pasas - Rosinen - zu sehen...

Die habe ich dann dafür aber gestern zuhauf gekriegt.
Am letzten Tag des Marktes hat es der Brotverkäufer nämlich nicht mehr so genau genommen.
"Un poco del pan con pasas, por favor - solo por gustar" - "Ein bisschen von dem Rosinen-Brot, bitte - nur zum Probieren"
Da schaut er mich an, beginnt zu pfeifen und schneidet von jeder Sorte einen frischen Laib an und packt mir je ein riesiges Stück davon in eine Tüte... "Un euro".

Das hat meine Laune dann doch noch gehoben, nachdem ich gestern mit dem Umzug zurück in die Calle Mayor, dem durch den bestialischen Giftgestank provozierten Kopfweh (fragt nicht, wie die Nacht war...) und der Entdeckung, dass der Kühlschrank abgeschaltet wurde, schon etwas angepisst war...

Ah, es gibt aber noch mehr neue gustatorische Impressionen!
Nachdem ich an einem Nussstand ganz treudoof gefragt habe, was ich denn da Exotisches vor mir habe - "Castañas!" (Hupps... die sahen aber echt voll komisch aus!!!) - konnte ich eine tolle Entdeckung machen:



"Chufas", zu deutsch Erdmandeln, habe ich vorher noch nie probiert!
Schon wieder was Neues! Geil!
Schmecken tun die Dinger eigentlich wie "echte" Mandeln, haben aber auch was von Kokosnuss. Habe ich die in Deutschland immer übersehen?!

Zudem bin ich jetzt bereit für den Tapas-Trip in der angeblich besten Bar der Stadt. Im Gespräch mit einigen Spaniern habe ich nämlich Tipps für die besten Fisch-Tapas gekriegt. Auch für den "echten" Vegetarier konnten sie mir was nennen- das hat aber deutlich länger gedauert...
Ohnehin ist das Gespräch mit den Einheimischen sehr empfehlenswert.
Erstens ist eine Unterhalt nicht schwer und macht Spaß, da die Spanier, wie gesagt, in den allermeisten Fällen sehr offen und gesellig sind. Zum anderen wird so manches Gericht dadurch erst so richtig "interessant".
Die rote Suppe, die ich beim Vorbeilaufen für Gazpacho hielt, stellte sich, nachdem ich den Mann danach gefragt hatte, als "Callos" - Kuttelsuppe - heraus... hmmmm!

Da bevorzuge ich doch den orientalischen Minz-Honig-Tee. Inklusive Nachfüllen (zumindest glauben wir das, aber irgendwie musste David doch einen Euro Aufpreis für einmal mehr Auffüllen zahlen...). Inklusive Becher-Mitnahme (hoffen wir mal, das wir das nicht falsch verstanden haben ;-))



Am Sonntag war außerdem noch eine Party bei Emilie und ihrem Mitbewohner Daniel - Medizinstudent aus Hannover.



... ja, ich weiß, ich habe eine Wodka-Flasche in der Hand... das heißt aber nicht, dass ich auch davon getrunken habe!





Nun habe ich also auch bei den Italienern den Ruf weg, dass ich selbst als letzter Nüchterner der Party am besoffensten erscheinen kann ;-)




(V.l. Julio (Spanien), Marion (Frankreich), Alvaro (Spanien), Federica, Ich, Alessia)

Ach, da fällt mir gerade ein, ich bin euch noch zwei Bilder schuldig.
Einmal der bereits angesprochene Irish Pub- die "Media Pinta":



Nicht zu vergessen die störrische "Tafel" in der Alcalingua:



Apropos... wir haben ja noch Hausaufgaben!
Was für ein Gefühl, nach einem Jahr Schulabsenz...
... aber natürlich nach wie vor ein Musterschüler - ihr entschuldigt mich, die Vokabeln warten ;-)




Sonntag, 11. Oktober 2009
Oh je, ich weiß gar nicht, wie ich eigentlich noch mit Schreiben nachkommen soll- hier passiert sooo viel!

Mittlerweile hab ich das erste Mal gekocht. Ihr glaubt gar nicht, mit wie wenig Zutaten man was Leckeres zaubern kann!
Nudeln, Knoblauch, Schalotten, Gemüsebrühe, Cherrytomaten und pürierte Tomaten, Balsamico und Oliven - schon steht das Essen. Ok, so wenig ist das auch wieder nicht, aber kein Pfeffer, kein Salz- nichts!
Das Kochen kann man sich im Grunde aber auch sparen (wenn es nicht soviel Spaß machen würde). Hier gibt es nämlich echt leckere Sachen zu kaufen.
Beispielsweise habe ich im Carrefour die fertigen Tortillas entdeckt.



Sieht zwar zugegeben nicht so lecker aus (das Grün kommt vom Spinat)- aber kurz in die Pfanne gehauen und schon hat man ein leckeres Mittagessen - und das sogar, man höre und staune, vegetarisch!
Wobei: Wie es der Zufall so will, arbeitet in der Bäckerei unter meiner Wohnung eine Vegetarierin...! Mit der werde ich mich die nächsten Tage mal austauschen! Auf jeden Fall hat sie mir gleich mal eine Art Gemüsepita - "Pisto" - empfehlen können- ohne Thunfisch! Sieht in der Bäckerei ein bisschen anders aus, als hier auf dem Bild, aber beide sehr lecker:



Bäckertechnisch kann ich mich aber zurzeit eh nicht beschweren.
Da hier die Servantes-Wochen gefeiert werden, sind in der ganzen Stadt Stände (wirklich alles ist voll!), unter anderem auch mit sehr leckerem Brot, zum Beispiel aus Mais, oder mit Rosinen und Feigen!
Der Markt ist aber auch so sehr sehenswert! Da es ein Mittelaltermarkt ist, werden überall auf "traditionelle" Art und Weise Dinge gefertigt. Immer wieder begegnet man einer mittelalterlichen Band, die durch die Altstadt zieht, Don Quijote zu Pferde, oder einem Gefangenentransport.



















Meine Vermieter sind auch am Start:















Zum Glück haben wir am Freitag, 8. Oktober und Montag, 12. Oktober Feiertag (Cervantes-Geburtstag und irgendwas mit Kolumbus oder so), sodass ich genug Zeit habe, den Markt zu erkunden.











Da die ganzen Läden und Supermärkte hier aber nicht wegen solcher Lappalien wie Feiertagen geschlossen sind, habe ich auch noch genug Zeit, um neue tolle Produkte zu entdecken.
Da gehe ich zum Beispiel nichts ahnend die Straße entlang, als ich plötzlich lese: Frische Säfte.
Hmmm... was gibt's denn Gutes?
Guanábana?
GEIL, die Frucht, die ich neben der Cherimoya auf jeden Fall mal probieren wollte! Also wieder nicht auf Vietnam warten ;-)



Lecker! Wobei, dafür, dass sie auch "Sauersack" heißt, ist sie ganz schön süß...
Die Ernüchterung folgt auch sogleich. Als ich den Barkeeper frage, ob ich ein Bild von der frischen Guanábana machen darf, zeigt er mir ein Päckchen, das er für den Saft verwendet. Soviel zum Thema "frisch"...

Doch wozu gibt's die unendlichen Weiten des Carrefour?
Einmal gesucht, schon gefunden: Guanábana in Stücken:



Allerdings leider auch gesüßt, sodass ich denke, dass der Geschmack in etwa soviel mit dem Original zu tun hat, wie Dosen-Ananas...

Das links sind übrigens Weinbergblätter in Essig. Aber nicht, dass ihr jetzt glaubt, dass da eine Füllung drin wäre- nene, die puren Blätter! Ganz schön heftige Angelegenheit. Kommen allerdings auch nicht aus Spanien, sondern aus Rumänien.
Naja, habe ich in Deutschland trotzdem noch nie gesehen.
Kulinarisch orientiere ich mich ansonsten auch sehr in Richtung Markthalle oder Frutería - die haben einfach mehr Auswahl, dazu günstiger und soooo aromatisch!





Ob die grüne Tomate eine Tomatillo ist, muss ich das nächste Mal noch fragen. Das letzte mal war ich zu sehr mit der Diskussion um den "pimiento más picante" (die grüne Paprika) beschäftigt- schließlich ist Spanien bekannt für seine scharfen Schoten!

Leider bin ich jetzt noch nicht zum Probieren gekommen, da wir aufgrund unseres Kakerlakenproblems für ein paar Tage das Haus verlassen mussten.
Das klingt jetzt allerdings tragischer, als es ist.
Ich habe noch kaum mal so ein Vieh gesehen und wenn, dann war es eh so winzig, dass ich schon überlegt habe, ob sich da ein Brotkrümel bewegt ;-)
Dass ich allerdings innerhalb eines Monats so oft den Koffer packe, hätte ich auch nicht gedacht...
Über das Wochenende wohne ich jetzt also in der Wohnung meiner Vermieterin, zusammen im Zimmer mit David aus der Sprachschule. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass er auch in deren Haus lebt (allerings geplanterweise). Ich glaube, die Dame hat da irgendwie ein Monopol auf uns Wohnungssuchende ;-)
Freitag Abend noch mit Sack und Pack über den Mittelaltermarkt zu wandeln und alles zu Gloria zu schleifen, war aber schon so 'ne Aktion... Da das eingesetzte Insektenvernichtungsmittel nämlich ziemlich stinken soll, habe ich auch meine Decke etc. mitgenommen.

Zum Glück gibt's auf dem Markt noch genug Kulinarisches zu entdecken, sodass ich mir das Gekoche in fremden Küchen sparen kann.
Der Bauer, der für das Grundprodukt dieser "Patata Asada" verantwortlich ist, war jedenfalls augenscheinlich nicht der intelligenteste (bestimmt eine Bio-Kartoffel) ;-)



Apropos Intelligenz:
Da ich die ganzen Marktstände nutze, um mit Wörterbuch und Stift meinen Wortschatz zu erweitern, stellt das Schreiben des Einkaufszettels kein Problem mehr dar. Auch bei Gesprächen verstehe ich mittlerweile echt viel. Nur mit dem flüssigen Sprechen klappt's leider noch nicht so... Aber dafür mache ich ja fleißig meine Hausaufgaben!

Die Alcalingua macht nach wie vor Spaß, nur haben die Lehrer zum Teil mit der "Tafel" zu kämpfen. Die ist nämlich elektronisch und verwechselt wahlweise den Stift mit dem Schwamm, oder ist falsch kalibriert, sodass das Geschriebene an einer ganz anderen Stelle erscheint. Muss ich die nächsten Tage mal fotografieren.


(Von links: Taner (25, Türkei), Ich, David (19, Aachen))

Solange das mit dem Spanisch noch nicht so klappt, spreche ich halt weiterhin viel in Englisch- sodass ich mittlerweile sogar schon darin denke!
Finde ich allerdings ziemlich nervig, zumal ich bemerkt habe, dass man in der Muttersprache einfach flexibler ist- man kann erst so richtig humorvoll sein. Und ab und zu tut Deutsch auch einfach gut.
Ja, ich gestehe.
Das ausschließliche Englischsprechen, auch mit Deutschen, habe ich nicht so richtig konsequent durchgehalten...
Dass ich aber sogar ins Schwäbische wechseln kann, hätte ich nicht gedacht.
Aber wie gesagt: Die Welt ist ein Dorf!
Wen lerne ich auf einem meiner nächtlichen Streifzüge kennen?
Bianca aus Schorndorf- ihr habt noch nie so ein schreckliches Schwenglisch bwz. Schpanisch gehört! Und das bei einer Sprachwissenschaftlerin!
Und das Geilste: "Was, ich habe 'nen Akzent?!"

Ansonsten spreche ich aber tatsächlich abends beim Weggehen am meisten Spanisch.

Egal, ob in unserer Entspannungsbar, dem "Continental"...


(Von links: (Chris)Tina, Paula & Andrea (beide Italien), Valeria, Francesco, Laura, Pablo (Spanien), Alessia, Federica)


(Zweite von links: Marieantoinetta aus Italien, den Rest kennt ihr schon, bzw. ich nicht mehr...)

... dem "Place to be" zum Vorglühen, der "Gabannabar"...


(Andrea, Paula, Alessia, Federica, Emilie)

... der Tanz-Location "Cancan"...


(v.l. Michele, Emilie, Ich, Federica)

... oder dem wohl in jeder Stadt obligatorischen Irish Pub- der "Media Pinta"...
...oh, davon habe ich gar keine Fotos...

Lustigerweise spreche ich am wenigsten Spanisch, wenn ich mit meinen Mitschülern unterwegs bin- die können's nämlich ja genau so wenig wie ich und wissen daher auch nicht weiter, wenn ich in's Stocken komme. Spaßig ist es mit ihnen aber trotzdem.

So waren wir, organisiert von Alcalingua, beim Bowlen:


(Maud (19, Holland, wird auch Animateur machen), Olivia (18, USA), David, Ich)



Masa ist aus Japan, spricht allerdings schon sehr gut Spanisch und ist daher nicht in meiner Klasse, sondern hat das EU-Level "C1".
Das Über-Japan-Ausquetschen hat aber nichtsdestotrotz auch gut auf "Spenglisch" funktioniert.
Jumpe, von dem ich kein Bild habe, kommt sogar direkt aus Tokyo.
Da er weitaus weniger gut Spanisch und Englisch spricht, war mit ihm die Kommunikation leider etwas schwierig...

Wenn nicht gerade die Alcalingua was organisiert, gehe ich aber auch so gerne mit den "Alcalinguisten" aus:


(David, Olivia, Kate (Australien), Maud, Ich, Georgina (18, Holland))

Natürlich mache ich hier aber nicht nur Party, sondern bilde mich auch gewissenhaft in kultureller Hinsicht fort O:-)
Gestern war ich in Segovia!
Federica hat es tatsächlich geschafft, mich auf die eigentlich für Erasmusstudenten vorbehaltene Teilnehmerliste zu setzen! Der größte Witz: "Echte" Erasmusstudenten sind nicht mehr reingekommen!
Tja, die Connections zu gewissen italienischen Organisationen zahlen sich aus ;-)

So ging es also um neun Uhr morgens mit drei Bussen in Richtung Alcazár, Kathedrale und Aquädukt.
Schon auf dem Parktplatz wurden wir mit einem atemberaubenden Anblick empfangen:



Die "Dama de las Catedrales" ist riesig, mit einer fast bis zur Decke reichenden Orgel im Zentrum und prächtig illuminierten Altaraufsätzen in jedem der unzähligen Seitenräume.











Der zentrale Platz ist, wie der Name schon sagt, der ebenfalls sehr schöne "Plaza Mayor":



Das römische Aquädukt verläuft direkt durch die Stadt. Die über 600 Tore halten ohne jegliches "Bindemittel", allein durch die Spannung- und das augenscheinlich sehr gut!







Schließlich ging's noch zum "Alcazár", dem pompösen Königspalast:











Die Aussicht vom Turm war lohnenswert!





Mein Studentenausweis hat sich ermäßigungstechnisch auch schon gelohnt. Wow, ich bin ein echter Student der Alcalingua! What a feeling! Das Passfoto wurde übrigens genau so gemacht, wie es aussieht: Kurz in der Mittagspause beim "Fotografen" nebenan.



Fazit: Einfach ein geiler Ausflug!

Und wieder die Erkenntnis: Ein Monat ist viel zu kurz für diesen einzigartigen Aufenthalt!
Denn auch in Alcalá selbst gibt es unendlich viel zu entdecken.
So war ich zum Beispiel schon im zum Museum umfunktionierten Geburtshaus Cervantes', einer Cervantes-Ausstellung, einer Alcalá-Ausstellung, einer Foto-Ausstellung "Senegal per Flugzeug" und natürlich in den vielen vielen Kirchen im Ort.







Und zum Schluss nochmal einige Impressionen, um für ein bisschen Vegetariernachwuchs zu sorgen ;-)
Vom "Mercado Medieval"...













... und aus Segovia...





... wobei auch die Pflanzenliebhaber hier nicht unbedingt viel auf Reinheitsgebote geben sollten. Aber der diesmal tatsächlich frisch gepresste - oder besser: gestampfte - Saft war dennoch sehr erfrischend- und "realmente medieval"!



Liebe Grüße, 'nen dicken Drücker und 29 Grad sendet euch euer
Fabian




Dienstag, 6. Oktober 2009

Sonntag Abend, 4. Oktober 2009

Die Aufmunterung

Federica ist immer noch unglücklich wegen den Kakerlaken. Der Hauseigentümer hat zwar ein Gerät installiert, dass die Viecher vertreiben soll, aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie auch wirklich weg sind...
Valeria kommt, um sie ein bisschen aufzumuntern und gemeinsam halten wir meine liebe Mitbewohnerin vom überstürzten Auszug ab.
Zumindest für diesen Monat, in dem ich noch da bin, bleibt sie jetzt. Zum Glück. Frauke sitzt nämlich eigentlich die ganze Zeit nur in ihrem Zimmer vor dem Laptop und will nicht sonderlich viel mit uns zu tun haben...




Montag, 5. Oktober 2009

Der Sprachkurs beginnt

Jetzt ist es also so weit: Mein Sprachkurs in der Alcalingua beginnt.


Den Einstufungstest hätte ich mir eigentlich sparen können, weil danach für jeden noch ein Interview anstand. Die erste Frage: Wieviele Semester hast du schon Spanisch gelernt? "Cero" - "¿Nada?" - "Si". Ok, klare Sache. Anfängerkurs.
Wie das erste Tage in der Schule so an sich haben, geht noch nicht viel, aber wir kriegen eine Stadtführung durch Alcalá, bei der ich sogar Einiges verstehe. Aber anstrengend ist es trotzdem. Jeden Tag mehrere Stunden Unterricht werden hart...




Ach und wieder mal hat sich bestätigt, dass die Welt ein Dorf ist.
Wen spreche ich als erstes in der Alcalingua an? David. Woher? Aachen. 19 Jahre alt, für einen Monat in Alcalá, um danach auf den Kanaren im Hotel, einer Bar o.Ä. zu arbeiten...

Naja, da ich aber kein Deutsch sprechen möchte, gibt's entweer Englisch oder Spanisch. Sag ich auch ihm. Also unterhalten wir uns die ganze Zeit auf Englisch. Seltsam, aber besser so!



Da ich mir überlege, eine spanische Sim-Karte zu kaufen, klappere ich die Handyläden in der Umgebung ab. Federica kommt netterweise als Dolmetscherin mit.

So ganz sicher bin ich mir mit den Verträgen aber noch nicht. Mal abwarten...

Abends bin ich wieder mit meinen neuen italienischen Freunden unterwegs. Ganz nach spanischem Brauch ziehen wir von einer Tapas-Bar zur anderen und schlemmen uns durch Landesspezialitäten.
Neue Sachen zu testen, ist einfach geil!
Anchovis mit echtem Manchego auf Weißbrot, gesalzene Oliven... und "cuero".
Pablo, der Spanier unter uns klärt auf: Frittierte Schweinehaut.
Vegetarier hin oder her. Die Chance muss man ergreifen... Hinein damit :-D
Hmm joah... salzig... mehr aber auch nicht...

Im Carrefour habe ich mir außerdem eine Cherimoya gekauft. Eine unbeschreibliche Mischung aus cremiger Süße und dezenter Säure. Echt lecker!

Nicht so richtig überzeugen können dagegen die "palmitas" - eingelegte Palmherzen, die eigentlich wie geschmacksarmer Spargel schmecken...
Um das Schlemmerglück dennoch perfekt zu machen, habe ich mittlerweile nicht nur eine Grapefruit-Bezugsstelle (wichtig!) gefunden, sondern auch eine "Panaderia" (Bäckerei), die Brot verkauft, das diesen Namen auch verdient.


Lena, du wärst begeistert: "Pan de pasas y nueces" - Eine Art Baguette mit Rosinen und Walnüssen. Hmmm.
Ach, nicht zu vergessen, die "empanadas". Mit Thunfisch gefüllte Blätterteigtaschen. Auch sehr lecker, aber wie fast alles in der spanischen Küche eine seeehr fettige Angelegenheit.
Und wieso gibt's hier eigentlich nichts Vegetarisches? "Vegetal" bedeutet "mit Thunfisch", man findet noch nicht mal Babynahrung ohne Fleischzusatz. Krass...

Dienstag, 6. Oktober 2009

Der erste "echte" Schultag

Der erste "richtige" Schultag steht an.
Alle drängen sich vor die Aushänge, um ihre Klasse und Unterrichtszeit zu erfahren.
Bitte nicht die Nachmittagsklasse, bitte bitte morgens. Ich will doch mittags noch was von Alcalá sehen!
Puh- Glück gehabt. Von 9 bis 12.30 Sprachunterricht. Da mich StepIn auch noch für den Kulturkurs eingebucht hat, gibt's zudem von 12.30 bis 13.30 "Spanische Kultur". Freitags von 9 bis 13.30 ausschließlich "Spanische Kultur".
Drei verschiedene Lehrer bringen meiner zehnköpfigen Multi-Kulti-Klasse (Türkei, USA, Australien, Holland, Japan, China) grundlegende Spanischkenntnisse bei. Obwohl ich fast der einzige bin, der kein Spanisch in der Schule hatte, bin ich "besser" als einige andere. Und Spaß macht das Ganze auch!
Sobald die Siesta zu Ende ist, werde ich mir ein Vokabelheft zulegen. Mensch, bin ich (noch ;-)) motiviert!

Ach übrigens: Frauke hat mir erzählt, dass Lisa, eine meiner Wohnungsvorgängerinnen, auch den Animateurskurs gebucht hat und jetzt auf Gran Canaria jobbt.
Mit etwas Glück kontaktet sie das Mädel noch und ich erfahre aus erster Hand, was da so abgeht...

A propos abgehen - David erwähnte da eine Erasmus-Party ;-).
Taner (oder wie auch immer man einen türkischen Namen schreibt) kommt vielleicht auch, mal Federica (die vor den Kakerlaken geflüchtet ist) fragen, was bei ihr so geplant ist.
Für's Wochenende versucht sie mich jedenfalls mit "mafiösen" Mitteln auf die Erasmus-Liste für den Saragossa-Trip zu setzen...
Hilfe! Ein Monat ist viel zu kurz!

Was für Mama: Der Slogan lautet "Good sweets for big children". Lauter Gummizeugs ohne jegliche künstliche Zusatzstoffe. Schmecken aber genau so süß, wie das herkömmliche Zeugs ;-)






Sonntag, 4. Oktober 2009

Freitag, 2. Oktober 2009

Tag des Abschieds - Tag der Ankunft

Ein freudiges ¡Hola! aus Alcalà de Henares, Weltkulturerbe mit 200.000 Einwohnern, Geburtsort von Miguel de Cervantes - und meine Heimatstadt für die kommenden vier Wochen!
Nachdem ich den Flug fast vollständig verschlafen habe, komme ich mehr oder weniger ausgeruht in Madrid an. Katia ist bereits da, um mich abzuholen. Sie fährt mich zu einer Familie, dort stellt sich raus, dass ich ja eigentlich im Wohnheim wohne... Das nenne ich Organisation! Aber kein Problem - der Familie gehört auch das Haus, in dem ich wohnen werde, sodass sie mich schnell dort hinfahren kann.
Das Wohnheim stellt sich als WG heraus, in der ich zusammenwohne mit Federica, 21, Spanisch- und Italienisch-Studentin aus Rom und Frauke, 21(?), BWL-Studentin aus Paderborn. Scheinen beide nett zu sein.

Was ist das eigentlich für ein Trubel da draußen?
Wahnsinn! Ich wohne mitten in der wunderschönen Altstadt auf der Calle Mayor! Zentraler geht nicht!

Nachdem ich mit den Mädels das Wichtigste beim nahegelegenen Carrefour eingekauft habe (von wegen "Jaja, Bettwäsche ist vorhanden"...), geht's erstmal ab zum Sightseeing.





Die Spanier scheinen verrückt zu sein nach Süßem! Überall Läden mit Schleckereien.

Und Fleisch. Die Supermärkte sind voll davon! Große Klasse für mich ;-).


Für die neuen Wohnungsschlüssel gleich mal einen passenden Schlüsselanhänger gekauft:


Abends gibt's eine weitere Erkundungstour. Die Mädels sind leider schon verplant, ich ziehe alleine los.
Was ist das denn? Überall Trachtenträger, die sich Passanten schnappen und mit ihnen zusammen in den unzähligen kleinen Bars musizieren und feiern!

Was für ein Timing! Nächste Woche ist Cervantes-Woche. Ich bin mitten in den Auftakt der Festlichkeiten geraten!


Puh, feiern macht hungrig! Auf Fraukes Tipp hin hole ich mir für schlappe 2,70€ bei einer Tapas-Bar Getränk und Essen (auf Spanisch, wohlgemerkt!).
Was? Die Tortillas Espagñolas sind aus? Menno! Naja, dann halt die Tortilla Francesa... Moment, "con jamón"? Ah, verdammt, dabei hatte mich Frauke noch gewarnt... Naja, auch ohne Schinken lecker!

Halb zwei in der Nacht. Das erste Mal alleine im neuen Zimmer schlafen. Die Mädels sind noch unterwegs... jaja, der spanische Rhythmus...
Für morgen ist geplant, dass ich mit Federica und ihren Freunden nach Toledo gehe. Ich bin gespannt.

Ach und noch was: 22 Uhr - 24ºC - Na, schon neidisch?!

Samstag, 3. Oktober 2009

Toledo

Acht Uhr. Aufstehen, Fenster auf.


Sofort steigt mir der Geruch von frisch Gebackenem und gebrannten Mandeln in die Nase. Eine Bäckerei direkt unter der Wohnung. Luxus!

Mit der typisch italienischen Verspätung geht's um kurz nach neun mit Federicas Freunden ab nach Madrid.




Während wir auf den Anschlusszug nach Toledo warten, besichtigen wir ein bisschen die Hauptstadt, zum Beispiel den alten Bahnhof...


Was bewegt sich denn da? Hoppsa- dort, wo früher die Züge standen, schwimmen jetzt Schildkröten!





Mit dem Schnellzug "Avant" der RENFE (der spanischen Bahn) düsen wir dann schließlich weiter ins für seine Schwerter und Marzipan berühmte Toledo.


Der erste Blick auf die bombastische Altstadt haut einen förmlich um:


Auch hier ist Cervantes allgegenwärtig...


Da unser Zug erst um 22.30 zurückfährt, haben wir genug Zeit, um uns viiieel anzuschauen.
Synagogen, Kirchen, alte Tore, eine Hochzeit im Monestario de S. Juan de los Reyes, sogar ein Foltermuseum. Bloß in die Kathedrale können wir nur einen viel zu kurzen Blick werfen. Sieben Euro Eintritt. Zu teuer. Schade...


Endlich! Da ist sie! Nachdem (von links) Federica, Valeria, Elisabetta, Francesco, Alessia (alle Italien), ich und Emilie (Toulouse) durch halb Toledo getrottet sind, lockt uns der Hunger in ein spanisches Restaurant- wo ich meine erste echte Tortilla Espagñola (Kartoffel-Omelett) teste!

Urteil: Joah, nicht schlecht, aber so richtig kann mich die spanische Küche noch nicht begeistern... Naja, aber kann halt nicht jeder so gut kochen, wie Mama!
Meine compadres machen's gleich anders und bestellen zum Trinken immer nur den Café Italiana - und lassen ihn bei Mängeln (zu viel Wasser etc.) auch mal zurückgehen. Knallhart, die Italiener :-D

Zurück in Alcalà steht eine Party bei Alexia (Frankreich) an. Da die Spanier ja auch erst um zwölf Uhr nachts Abendessen, wundert es nicht, dass wir erst um halb eins losgehen... Man, werde ich mich umstellen müssen!

Die Calle Mayor ist wie immer proppenvoll. Überall sitzen die Menschen in den Bars, unterhalten sich in kleinen Gruppen mitten auf der Straße oder singen auch mal ihrem Baby mit Gitarre und Tambourin ein Lied vor. Verrückt!

Mit der typischen italienischen Unpünktlichkeit bei Alexia angekommen, muss ich zum hundersten Mal erklären, dass ich kein Student bin und was ich hier mache. Naja, mittlerweile kann ich das sogar schon zum Teil auf Spanisch!

Denkste...

Nachdem ich auf die Frage nach meinem Namen mit "Bien bien, ¡gracias!" geantwortet habe, machen sich die paar "echten" Spanier, die auch da sind, einen Spaß daraus, mich zum Spanischsprechen zu bewegen und mir gleichzeitig den Vino tinto schmackhaft zu machen. Hilfe :-D





Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Jetzt kommt auch noch italienisch ins Spiel!
Eigentlich möchte Alessia ein bisschen ihr Englisch verbessern, packt dabei aber soviel Italiano hinein, dass ich langsam nicht mehr weiß, in welchem Land die Party eigentlich steigt!

Aber hey! Ich habe das Versprechen, von einer echten Italienerin bekocht zu werden und ein paar Tricks von ihr zu lernen! Pasta Vongole, vegetarische Lasagne, Tiramisù - Yippie! Dafür mischt man doch gern ein paar Sprachen!


... und auch um halb fünf in der Früh ist Alcalà noch wunderschön!


Sonntag, 4. Oktober 2009

La cucaracha, la cucaracha...

Acht Uhr. AufstehenWeiterschlafen.

Frühstück auf dem Balkon, mitten im Geschehen. Das spanische Leben spielt sich auf der Straße ab!


Ich kann euch beruhigen- das Wasser stammt nicht vom Regen, sondern von der morgendlichen Reinigung (hier stellt man den Müll mangels Tonnen einfach in der Nacht auf die Straße...) . Schlechtes Wetter? Nicht mit mir!

Federica hat einige (winzig kleine!) cucarachas entdeckt und dreht nun am Rad.
Ich begleite sie zur Hauseigentümerin.

Auf dem Weg stelle ich fest, dass wir eine Minute entfernt von Cervantes' Geburtshaus wohnen. Kakerlaken hin oder her (die werde ich in Vietnam auch haben...), die Lage der Wohnung begeistert mich nach wie vor!
Das Haus ist in ein kostenloses Museum umfunktioniert- ich weiß schon, was ich die nächsten Tage besuchen werde...

Plötzlich: Das Geräusch unzähliger schneller Schritte, Anfeuerungsrufe, Applaus.
Wir sind mitten in einen Stadtlauf geraten! Hätte ich das mal früher gewusst ;-)


Auf Spanisch frage ich einen Passanten nach Namen und Länge des Laufes.
Carrera Hipercor. 10 Kilometer.

Die Spanier verstehen mich! Und ich sie!

Bei soviel Action könnte man fast vergessen, was man eigentlich wollte... Ach ja- die Kakerlaken.
Auf halbem Weg begegnen wir zufällig bereits der Hausbesitzerin, bei der Federica die beiden vorigen Wochen gewohnt hat.
Ihre guten Connections zahlen sich aus. Der Kammerjäger wird verständigt und soll die nächsten Tage vorbei schauen.
Jetzt könnte es nur sein, dass wir für einige Tage zur Familie der Besitzerin ziehen müssen, um eventuellen Giftgasschäden zu entgehen. Stress...

Zumindest spricht Federica auch das Loch im Glas meiner Balkontür an, das einen zwar schön bei nächtlicher Calle-Mayor-Geräuschkulisse in den Schlaf sinken lässt (und die mag ich wirklich!), aber doch ein bisschen seltsam ist.
Davon wusste sie allerdings bereits und hatte auch schon vor, das Glas auszutauschen. Hatte vor. Ah ja, die Spanier haben Zeit! Mal schauen, wann der Kammerjäger kommt...

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen genervt, aber tatsächlich ist die Entspanntheit der Spanier wirklich angenehm.

Als ich am ersten Tag im Carrefour meine Bettwäsche gekauft habe, hatte ich übersehen, dass es dafür gerade ein 2-für-1-Angebot gibt.
Nicht nur, dass mich die Kassiererin darauf hingewiesen hat (irgendwann habe ich gerafft, was sie mir da auf Spanisch mitzuteilen versucht...)- nein!
Die Leute in der langen Schlange hinter mir haben mich auch noch ermutigt, doch nochmal zurück zu gehen und mir eine zweite Variante herauszusuchen. Sie würden derweil warten - zumindest habe ich das so verstanden ;-).
Äh hallo, wo gibt's denn sowas? In Deutschland jedenfalls nicht!

Da ich heute (bisher!) einen Großteil der Zeit im Internetcafé verbracht habe (und dabei extrem wenig zahle, weil's die Belegschaft verpeilt), gibt's noch nicht soviel Neues zu erzählen.

Ein paar Kuriositäten der letyten Tage will ich euch aber natürlich nicht vorenthalten.

Da hätten wir einmal den Beweis, dass der Döner eindeutig aus Deutschland kommt und nicht, wie oft angenommen, aus der Türkei.
Doch, wirklich! Wir haben sogar schon ein Sprachmonopol auf alle verwendeten Werbeschilder dieser Welt!


Dann wäre da natürlich auch noch ein weiterer dezenter Hinweis auf die Fleischverrücktheit meiner neuen Landsleute (für dieses Bild bin ich übrigens vor dem Kellner geflüchtet):


... oder habt ihr in Deutschland im Restaurant schonmal beim Blick an die Decke den abgehangenen Schinken entdeckt :-D

Hmm... von dem Typen im Carrefour mit der T-Shirt-Aufschrift "Deutsche Arbeit, Gutes Geld", oder so ähnlich, habe ich leider kein Bild...

Naja, das sollte wohl auch für's Erste reichen.
Jetzt werde ich noch Cherimoyas im Carrefour kaufen.
Ja, richtig gelesen. Cherimoyas.
Die Früchte, die ich unbedingt in Vietnam probieren wollte, weil's sie in Deutschland nirgends aufzutreiben gibt. Hier stehen sie kistenweise zum Verkauf!

Aber eigentlich könnte ich auch erst nochmal ein bisschen Sightseeing machen.
Schließlich haben die Läden hier sogar sonntags bis zehn auf!


Na denn, ¡hasta luego!