So, erstmal für den wissbegierigen Papa die beiden wichtigsten Infos:
Am 9. Oktober wurde in Alcalá die Taufe des 1547 hier geborenen Schriftstellers Cervantes gefeiert. Der Gute hat mittlerweile also stolze 462 Jahre auf dem Buckel.
Kein Wunder, dass auch sein bester Kumpel Don Quijote schon ein bisschen ermattet wirkt- aber zumindest für ein Foto vor dem Geburtshaus seines Erschaffers hat's noch gereicht:



Damit sich das Feiern auch lohnt, wird dieser lokale Feiertag dann durch den Nationalfeiertag am 12. Oktober ergänzt:
Die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus.
Da man hier in Alcalá aber noch extra gläubig ist, wird zusätzlich am gleichen Tag auch das Fest der "Virgen del Pilar", die Erscheinung der Jungfrau Maria auf einer Säule in Saragossa, gefeiert.

Leider musste ich feststellen, dass mein Spanisch für religiöse Diskussionen noch etwas mager ist. Denn natürlich habe ich die Gelegenheit, über's Wochenende bei einer spanischen Familie zu wohnen, gleich genutzt, um sie ein bisschen über hiesige Bräuche auszuquetschen.
Ihr hättet mal Glorias Gesicht sehen sollen, als ich irgendwas von wegen "Fest des Konquistadors" brabbel... wohingegen sie ja eigentlich das friedliche Fest der Maria meinte :-D
Aber gut, als Ausländer kann man bei so vielen Fiestas ja schon mal durcheinander kommen ;-)
Der Gottesdienst in der hiesigen Kathedrale hat mir das Ganze dann aber anschaulicher dargelegt:



Da haben wir sie ja, die Jungfrau auf (zumindest mehr oder weniger) der Säule, neben der sich die versammelte Gemeinde (und so nervige deutsche Touris ;-)) nach dem Gottestdienst fotografieren lässt.

Nebenbei habe ich noch einen anderen "kulturellen Unterschied" festgestellt. Wirklich sehr romantisch...



Naja, zumindest ist das Seelenheil für 10 Cent hier ein echtes Schnäppchen... und an die authentische Flackeranimation beim "Anzünden" wurde auch gedacht!

Den Aufenthalt in Glorias Haus habe ich auch dazu genutzt, den Beweis für die Wahrheit des Klischees über spanische Haushalte zu erbringen:



In jeden ordentlichen Haushalt gehört zumindest ein "kleiner" Serranoschinken (aber, wie ihr seht, schon besser zwei)!

Wo wir gerade bei kulinarischen "Köstlichkeiten" sind:
Im orientalischen Bereich des Mittelaltermarktes konnte ich tatsächlich einige wirklich leckere vegetarische Speisen ausfindig machen.
Neben Altbekanntem, wie Hummus (in Bio-Qualität!), gab's auch Neues, wie zum Beispiel vegetarisches "Kefta".



Sieht zwar aus, wie ein Yufka- bzw. Dürüm-Döner, allerdings ist die Hauptzutat "Bokura", in heißem Öl ausgebackener Teig mit Gemüse.



Dieses wird auf einer heißen Platte gestückelt und dann in ein mit Harissa bestrichenes Fladenbrot gewickelt.
Quasi eine Art vegetarisches Yufka-Köfte. Ob ich damit richtig liege, müsst ihr aber Lena fragen, die olle Berlinerin kennt sich mit diesem Ost-Gedöns besser aus ;-)
Jedenfalls wollte ich's so genau wissen, dass mich der Verkäufer auch noch am nächsten Tag erkannt hat - "¡Hola amigo!"



Und das auf dem größten Mittelaltermarkt Europas!
Zumindest laut den Spaniern.
Geht es nach dem Internet, ist aber wohl jeder zweite Markt der Welt der größte seiner Art... man oh man... immer diese Übertreibungen!

Vielleicht war die Erinnerung aber auch so gut, weil er mich tags zuvor beim Couscous beschissen hatte- da war nämlich weit und breit nix von wegen Pasas - Rosinen - zu sehen...

Die habe ich dann dafür aber gestern zuhauf gekriegt.
Am letzten Tag des Marktes hat es der Brotverkäufer nämlich nicht mehr so genau genommen.
"Un poco del pan con pasas, por favor - solo por gustar" - "Ein bisschen von dem Rosinen-Brot, bitte - nur zum Probieren"
Da schaut er mich an, beginnt zu pfeifen und schneidet von jeder Sorte einen frischen Laib an und packt mir je ein riesiges Stück davon in eine Tüte... "Un euro".

Das hat meine Laune dann doch noch gehoben, nachdem ich gestern mit dem Umzug zurück in die Calle Mayor, dem durch den bestialischen Giftgestank provozierten Kopfweh (fragt nicht, wie die Nacht war...) und der Entdeckung, dass der Kühlschrank abgeschaltet wurde, schon etwas angepisst war...

Ah, es gibt aber noch mehr neue gustatorische Impressionen!
Nachdem ich an einem Nussstand ganz treudoof gefragt habe, was ich denn da Exotisches vor mir habe - "Castañas!" (Hupps... die sahen aber echt voll komisch aus!!!) - konnte ich eine tolle Entdeckung machen:



"Chufas", zu deutsch Erdmandeln, habe ich vorher noch nie probiert!
Schon wieder was Neues! Geil!
Schmecken tun die Dinger eigentlich wie "echte" Mandeln, haben aber auch was von Kokosnuss. Habe ich die in Deutschland immer übersehen?!

Zudem bin ich jetzt bereit für den Tapas-Trip in der angeblich besten Bar der Stadt. Im Gespräch mit einigen Spaniern habe ich nämlich Tipps für die besten Fisch-Tapas gekriegt. Auch für den "echten" Vegetarier konnten sie mir was nennen- das hat aber deutlich länger gedauert...
Ohnehin ist das Gespräch mit den Einheimischen sehr empfehlenswert.
Erstens ist eine Unterhalt nicht schwer und macht Spaß, da die Spanier, wie gesagt, in den allermeisten Fällen sehr offen und gesellig sind. Zum anderen wird so manches Gericht dadurch erst so richtig "interessant".
Die rote Suppe, die ich beim Vorbeilaufen für Gazpacho hielt, stellte sich, nachdem ich den Mann danach gefragt hatte, als "Callos" - Kuttelsuppe - heraus... hmmmm!

Da bevorzuge ich doch den orientalischen Minz-Honig-Tee. Inklusive Nachfüllen (zumindest glauben wir das, aber irgendwie musste David doch einen Euro Aufpreis für einmal mehr Auffüllen zahlen...). Inklusive Becher-Mitnahme (hoffen wir mal, das wir das nicht falsch verstanden haben ;-))



Am Sonntag war außerdem noch eine Party bei Emilie und ihrem Mitbewohner Daniel - Medizinstudent aus Hannover.



... ja, ich weiß, ich habe eine Wodka-Flasche in der Hand... das heißt aber nicht, dass ich auch davon getrunken habe!





Nun habe ich also auch bei den Italienern den Ruf weg, dass ich selbst als letzter Nüchterner der Party am besoffensten erscheinen kann ;-)




(V.l. Julio (Spanien), Marion (Frankreich), Alvaro (Spanien), Federica, Ich, Alessia)

Ach, da fällt mir gerade ein, ich bin euch noch zwei Bilder schuldig.
Einmal der bereits angesprochene Irish Pub- die "Media Pinta":



Nicht zu vergessen die störrische "Tafel" in der Alcalingua:



Apropos... wir haben ja noch Hausaufgaben!
Was für ein Gefühl, nach einem Jahr Schulabsenz...
... aber natürlich nach wie vor ein Musterschüler - ihr entschuldigt mich, die Vokabeln warten ;-)