Samstag, 17. Oktober 2009
So, ich denke, es ist Zeit, mich wieder mal zu melden...

Am Mittwoch haben wir, das heißt, meine Italiener und ich, ein "spanisches Dinner" veranstaltet.
Erst waren wir einkaufen und dann wurde eine Paella-Deluxe "con Gambas, Mejillones (Miesmuscheln), Pollo (Huhn) y Cerdo (Schwein)" und für die Nicht-Fisch-Möger eine Variante ohne Meeresfrüchte zubereitet! Lecker!





Wie sich das für einen spanischen Abend gehört, habe ich tatsächlich ausschließlich spanisch gesprochen.
Ich sage euch, wenn man wirklich hartnäckig alles nachschlägt oder umschreibt und sich das Gelernte gleich aufschreibt- das bringt's! Im Grunde sind es nämlich meist immer die selben Wörter, die einem fehlen...
Am nächsten Morgen habe ich das erste Mal in Spanisch gedacht!
Wird aber wohl leider auch das letzte Mal gewesen sein- als Animateur werde ich sicherlich nicht soviel Spanisch sprechen müssen...
Hier in Spanien ist es wirklich ganz anders: In der Schule in Deutschland bedeutet jedes neue Wort, jede neue Grammatik nur weiterer Lernaufwand. Hier ergeben sich jedes Mal unendlich viele neue Möglichkeiten!
Im Grunde wie in einem Rollenspiel, in dem man seinen "Spanisch-Skill" levelt.
So kam's mir jedenfalls auf dem Segovia-Trip im Bus vor, wo es die "Newbies", wie mich, gab und dann die "High-Levels", die schon fast perfekt sprechen können... Neeeeiid!
Lustig, dass ich hier, ohne eigenen Computer, in Vergleiche mit Computerspielen verfalle...

Jedenfalls wurde mir an diesem spanischen Abend bewusst, dass hier schon Halbzeit ist und diese einzigartige Zeit in Alcalá nicht ewig dauern wird...
Ich glaube, ich werde die Leute echt vermissen... Zumindest werde ich mich immer daran erinnern können, wenn ich das Lied höre, das bei unseren gemeinsamen Abenden ziemlich oft läuft: http://www.youtube.com/watch?v=ULJhS7QdksM

Der echte Knaller kam aber ja nach diesem spanischen Abend: Auf dem Heimweg bin ich meiner Alcalingua-Clique begegnet, die Georginas Geburtstag in der Media Pinta gefeiert hatte.
Da fragt mich David so nebenbei, ob ich eigentlich auch Morgen mein Animateurs-Interview hätte. Maud hätte heute eine Mail gekriegt, in der sie zum Gespräch für den nächsten Tag eingeladen worden sei.
Äh was?
Hallo, ich check doch nicht jeden Tag meine E-Mails. In dieser Nacht hatte ich auch keine Möglichkeit mehr dazu...
Also am nächsten Tag in der Alcalingua gleich morgens in den Computerraum gehüpft.



"1 ungelesene E-Mail"



...
"You have the interview tomorrow at 16.30 with Acttiv"
...
Ah, cool... mit weniger Glück hätte ich das ja glatt mal verpasst! Gut, zumindest blieb so keine Zeit mehr, mich groß verrückt zu machen.

Also die Kulturstunde sausen lassen, ab nach Hause, kurzer Anruf bei Lena - "Kann ich das anziehen" (selbst wenn er in Spanien verweilt, ist sie nicht vor dem ratsuchenden Bruder gefeit :D Aber sollte ein angehender Animateur jetzt eher leger oder doch ein bisschen schicker zum Interview kommen?! Vielen Dank nochmal an dieser Stelle für deine Hilfe!) - und dann geht's auch schon los.
Da Maud interessanterweise genau bei der gleichen Person zu exakt der selben Zeit ihr Interview hat, machen wir uns gemeinsam auf den Weg.
Wir sind sehr zeitig dran und können vorher noch eine Kleinigkeit essen (wobei man für diese "Kleinigkeit" 20€ zahlt- puh, ich glaube, ich kann froh sein, nicht direkt in Madrid zu wohnen...), bevor wir uns in die Höhle des Löwen - pardon, Animateurs - begeben.

"You are looking for Annelies?" - "Yes"

Hier scheinen immer die gleichen Personen involviert zu sein.
Frauke hat mir erzählt, dass meine Vorgängerin, Lisa, damals ebenfalls mit noch jemand anderem zu besagter Dame eingeladen wurde. Vom Flughafen abgeholt werden eh alle von der Katia...

Wie von Frauke berichtet, werden von der Frau erstmal ein bisschen unsere Sprachkenntnisse abgecheckt.
Sie möchte wissen, weshalb wir Spanisch lernen und ob wir uns im Klaren darüber sind, was es bedeutet, als Animateur zu arbeiten.
Viele kämen nämlich hierher und hätten keine Ahnung, um was es bei dem Job eigentlich ginge...
Ob wir das also wirklich machen wollten.
Äh- ja?! Dafür bin ich schließlich hier (dachte ich zumindest bisher...)!
Ok, wunderbar, tatsächlich werden momentan Animateure auf den Kanaren benötigt. Am nächsten Tag oder Montag würden wir erfahren, ob wir den Job kriegen und auf welcher Insel. In welchem Hotel wir letztendlich landen, erfahren wir dann kurzfristig.
Vielleicht lande ich ja bei Lisa auf Gran Canaria und betreue mit ihr den Kids Club ;-)
Jedenfalls war das Interview nicht wirklich schwierig, ich gehe eigentlich schon davon aus, dass es mit der Zusage klappt.

Am nächsten Tag in der Schule gleich wieder die Mails gecheckt.

Alcalingua am Morgen
"Keine neuen Nachrichten"

Es bleibt also spannend!

Quasi als Ausgleich zur am Vortag verpassten Kulturstunde hatte ich freitags dann gleich den ganzen Tag "Classe de Cultura".
Da in Alcalingua entweder der Lehrer keine Ahnung von der Technik hat (der Fall bei meiner Grammatiklehrerin...), oder die Technik keine Ahnung vom Funktionieren (ein Computerraum, in dem man länger als eine Minute am Stück eine Internetverbindung hat, wäre schon ganz nett), wird in den Stunden gern mal improvisiert.
Nachdem wir drei Stunden vergeblich versucht haben, uns mithilfe des Internets über Südamerika schlau zu machen, sieht auch die Lehrerin die Sinnlosigkeit ihrer Hoffnungen ("Warten wir mal ab, vielleicht haben wir ja gleich wieder eine Verbindung...") ein.
So geht's in der letzten Stunde also noch ab ins örtliche Archäologiemuseum.



Ausstellung über Ötzi.
Naja, kenne ich zwar schon im Original (Gott, wie lange ist das schon wieder her...), aber zumindest besser, als auf den Monitor starrend auf's Internet zu warten.

Die Leute, die an dieser Schule ein ganzes Jahr verbringen, beneide ich wirklich nicht.
Es ist nicht so, dass mir der Unterricht nicht gefällt, aber alles ist so unorganisiert und, wie gesagt, improvisiert.
Ich kann ja noch von Glück reden, überhaupt in die Kulturstunde gehen zu können. Maud und David waren dafür bisher nicht eingebucht. Letzterer hat sich jetzt bei seiner Organisation beschwert.
Ab nächster Woche haben dann alle Kulturklasse. Sogar an mich haben sie die Rundmail geschickt, dass ich mich bei "Miriam" melden soll, um auch teilnehmen zu können.
Ich sag ja- unorganisiert.
Naja, die Leute, die den Kurs für die ganzen acht Monate gebucht haben, haben zumindest den Trost, deutlich weniger zu zahlen, als wir "Einmonatigen", die über eine Organisation eingebucht wurden...
Schade ist auch, dass wir eben nicht in einem einmonatigen Intensivkurs sind, sondern einfach den Acht-Monats-Kurs nach dem ersten Monat verlassen. Ohne die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben...

Aber genug gejammert- nachher kriegt ihr noch den Eindruck, mir würde es hier nicht gefallen ;-)

Zumal ich sagen muss, dass mir das Schülerdasein an sich schon wieder sehr gut gefällt. Ich glaube, im Anschluss an dieses geile Jahr, folgen gleich nochmal ein paar echt coole Uni-Jahre. Oder vielleicht ja auch FH. Denn Alcalingua gleicht wohl eher letzterem. Und damit komme ich ja augenscheinlich auch sehr gut klar. Wobei ich wohl trotzdem mehr der Autodidakt bin... Naja, mal sehen. Jedenfalls wird die spannende in meinem Leben nicht so schnell enden!

Aber ich glaube, Gedanken solch "philosophischer" Natur erspar ich euch hier- dafür habe ich ja mein schickes Reisetagebuch (mit der Weltkarte, die nur noch mehr Lust auf's Reisen macht!!! Vielen Dank, Mama!).
Die Seiten füllen sich stetig, zumal ich eine total gemütliche Tee- und Café-Bar gefunden habe, in der ich seither Stammkunde bin und beim Tee des Tages (Pakistani, Irish Cream, Triple Trufo...) zur Ruhe kommen kann.





Zuviel Ruhe braucht's dann aber auch wieder nicht.
Da meine Mafia-Connection gerade entweder bei der "familia" verweilt (Federica besucht ihre Eltern Michela und Algo), oder ihre Connections in Spanien ausweitet (Francesco, Alessia & Co. sind über's Wochenende mal kurz nach Santiago geflogen), hatte ich wieder mehr Zeit für die Alcalinguisten.

Gestern nach der "romantischen gemeinsamen Teestunde" mit David in der Saborea bin ich also mit ihm nach Madrid gedüst.
Dort haben wir uns dann mit Maud und Vanessa (23, Dänemark, in Davids Klasse an der Alcalingua) in einem Irish Pub in der Nähe des "Plaza del Sol" getroffen.




(V.l. David, Maud, Vanessa, Ich)

Vanessa ist schon seit einem Monat hier und macht Au-Pair bei einer Familie in Alcalá, bevor sie International Law studiert.
Ich sage euch, ihr habt noch niemanden getroffen, der so viel gereist ist.
Ihre Familie ist allgemein sehr viel unterwegs und daher in der ganzen Welt verstreut, sodass sie selbst in Syrien etc. schon war- auf jedem Kontinent sowieso.
Super Tipps konnte sie mir auch geben.
Vor meiner Asienreise muss ich mich auf jeden Fall nach den Vitaminpillen umschauen, die den Magen auf die Bakterien in diesen Ländern vorbereiten. Ansonsten geht's mir vielleicht wie der armen Uli, die ja seit Indien 'ne Laktoseintoleranz hat. Oder wie dem armen Kerl, von dem Vanessa erzählt hat, der die Bakterien "nicht mehr los wird" und gar nicht mehr gescheit essen kann...

Später haben wir in der Plaza-Del-Sol-Metro noch auf Olivia, Georgina, Kate & Co. gewartet (wobei Maud gleich mal die Rolltreppe geschrottet hat :-D)...



... und ab ging's ins Madrider Nachtleben!


(Ich, Georgina und Amanda (18, arbeitet in einer Bar in England, nur zu Besuch hier))

Hmm... was gibt's noch so zu berichten...

Ich habe festgestellt, dass es auch gut sein kann, seinem kulinarischen Entdeckerdrang nicht immer freien Lauf zu lassen.
Eigentlich sahen die "Gulas" im AhorraMas so abartig aus, dass ich sie unbedingt probieren wollte.



Vom Kauf hat mich dann nur das Glutamat abgeschreckt...
Heute habe ich dann dank Wikipedia rausgefunden, dass ich nicht unbedingt traurig sein muss, mir das erspart zu haben:

Glasaale sind vor allem im Baskenland ein traditionell zu Weihnachten sehr beliebtes Gericht, Angulas. In den letzten Jahren, wegen der horrenden Preise, hat man einen „Angulas-Ersatz“ aus Surimi (Fischprotein mit Aromastoffen) entwickelt, genannt Gulas. Die Masse wird zuerst in Formen gepresst, danach erhält jeder einzelne Fisch zwei mit Lebensmittelfarbe gemalte Pünktchen, die dem Käufer als Augen das endgültige Realitätsgefühl geben sollen.

Wohl bekomm's!

Da bin ich doch eher mal gespannt, welche Avocado am besten schmeckt.
Habe nämlich rausgefunden, dass Spanien ein Hauptanbauland dafür ist und mich dementsprechend gleich mal mit den verschiedensten Sorten eingedeckt. Hier kriegt man richtig schön reife, cremige Früchte!
Jetzt müsste ich nur noch die Namen kennen- außer der "Hass", die es ja auch in Deutschland allerorten gibt, erkenne ich leider keine :-D

Aber die Leute in den Markthallen oder Fruterías, in denen ich viel lieber als im Supermarkt einkaufe (und dazu ist es noch billiger!), können mir bestimmt weiterhelfen.







Darüber hinaus habe ich jetzt schon den zweiten Bioladen in Alcalá gefunden! Sie verstecken sich nur allzu gut. Im Vergleich zum heute entdeckten, macht mein erster hier ja noch richtig auf sich aufmerksam- immerhin hat er ein eigenes Schild (übrigens hat er gerade geöffnet, nur für den Fall, dass das nicht so klar ersichtlich sein sollte...)!



Apropos geöffnet (Mensch, immer diese kreativen Überleitungen): Seit unsere Wohnung wieder halbwegs ohne Atemschutzmaske zugänglich ist, richten sich auch unsere kleinen Freunde wieder häuslich ein:



Nur gut, dass Fede gerade nicht da ist. Beim Anblick dieses Exemplars wären die Koffer sofort gepackt gewesen.
Soviel jedenfalls zum Thema Insektenvernichtung! Aber zumindest war das bisher das einzige Vieh, dass ich seit der "desinsectación" entdeckt habe...

So, zum Abschluss noch ein kleines Schmankerl für meine Lieblingsschwester, deren Geldbeutel froh sein kann, nicht hier zu sein (aber auch nur der)!
Die Anzahl an Läden und Bars in der Calle Mayor ist einfach unglaublich! Das hier ist nur in direkter Umgebung zu meiner Wohnung- frag nicht, wie lang die Straße ist!















Obwohl... selbst meine shoppingverrückte Schwester würde dafür (vielleicht?!) keine 70€ zahlen ;-)



... aber es gibt ja auch günstigere Angebote... bei drei Euro für 'ne Tasche könnte man ja direkt schwul werden...



... und ständig kommen neue Läden dazu!
Gestern bin ich zum Beispiel aus dem Haus gegangen und worauf fällt mein Blick direkt gegenüber?!



Na, kleine Shoppingtour gefällig?!