Sonntag, 4. Oktober 2009

Freitag, 2. Oktober 2009

Tag des Abschieds - Tag der Ankunft

Ein freudiges ¡Hola! aus Alcalà de Henares, Weltkulturerbe mit 200.000 Einwohnern, Geburtsort von Miguel de Cervantes - und meine Heimatstadt für die kommenden vier Wochen!
Nachdem ich den Flug fast vollständig verschlafen habe, komme ich mehr oder weniger ausgeruht in Madrid an. Katia ist bereits da, um mich abzuholen. Sie fährt mich zu einer Familie, dort stellt sich raus, dass ich ja eigentlich im Wohnheim wohne... Das nenne ich Organisation! Aber kein Problem - der Familie gehört auch das Haus, in dem ich wohnen werde, sodass sie mich schnell dort hinfahren kann.
Das Wohnheim stellt sich als WG heraus, in der ich zusammenwohne mit Federica, 21, Spanisch- und Italienisch-Studentin aus Rom und Frauke, 21(?), BWL-Studentin aus Paderborn. Scheinen beide nett zu sein.

Was ist das eigentlich für ein Trubel da draußen?
Wahnsinn! Ich wohne mitten in der wunderschönen Altstadt auf der Calle Mayor! Zentraler geht nicht!

Nachdem ich mit den Mädels das Wichtigste beim nahegelegenen Carrefour eingekauft habe (von wegen "Jaja, Bettwäsche ist vorhanden"...), geht's erstmal ab zum Sightseeing.





Die Spanier scheinen verrückt zu sein nach Süßem! Überall Läden mit Schleckereien.

Und Fleisch. Die Supermärkte sind voll davon! Große Klasse für mich ;-).


Für die neuen Wohnungsschlüssel gleich mal einen passenden Schlüsselanhänger gekauft:


Abends gibt's eine weitere Erkundungstour. Die Mädels sind leider schon verplant, ich ziehe alleine los.
Was ist das denn? Überall Trachtenträger, die sich Passanten schnappen und mit ihnen zusammen in den unzähligen kleinen Bars musizieren und feiern!

Was für ein Timing! Nächste Woche ist Cervantes-Woche. Ich bin mitten in den Auftakt der Festlichkeiten geraten!


Puh, feiern macht hungrig! Auf Fraukes Tipp hin hole ich mir für schlappe 2,70€ bei einer Tapas-Bar Getränk und Essen (auf Spanisch, wohlgemerkt!).
Was? Die Tortillas Espagñolas sind aus? Menno! Naja, dann halt die Tortilla Francesa... Moment, "con jamón"? Ah, verdammt, dabei hatte mich Frauke noch gewarnt... Naja, auch ohne Schinken lecker!

Halb zwei in der Nacht. Das erste Mal alleine im neuen Zimmer schlafen. Die Mädels sind noch unterwegs... jaja, der spanische Rhythmus...
Für morgen ist geplant, dass ich mit Federica und ihren Freunden nach Toledo gehe. Ich bin gespannt.

Ach und noch was: 22 Uhr - 24ºC - Na, schon neidisch?!

Samstag, 3. Oktober 2009

Toledo

Acht Uhr. Aufstehen, Fenster auf.


Sofort steigt mir der Geruch von frisch Gebackenem und gebrannten Mandeln in die Nase. Eine Bäckerei direkt unter der Wohnung. Luxus!

Mit der typisch italienischen Verspätung geht's um kurz nach neun mit Federicas Freunden ab nach Madrid.




Während wir auf den Anschlusszug nach Toledo warten, besichtigen wir ein bisschen die Hauptstadt, zum Beispiel den alten Bahnhof...


Was bewegt sich denn da? Hoppsa- dort, wo früher die Züge standen, schwimmen jetzt Schildkröten!





Mit dem Schnellzug "Avant" der RENFE (der spanischen Bahn) düsen wir dann schließlich weiter ins für seine Schwerter und Marzipan berühmte Toledo.


Der erste Blick auf die bombastische Altstadt haut einen förmlich um:


Auch hier ist Cervantes allgegenwärtig...


Da unser Zug erst um 22.30 zurückfährt, haben wir genug Zeit, um uns viiieel anzuschauen.
Synagogen, Kirchen, alte Tore, eine Hochzeit im Monestario de S. Juan de los Reyes, sogar ein Foltermuseum. Bloß in die Kathedrale können wir nur einen viel zu kurzen Blick werfen. Sieben Euro Eintritt. Zu teuer. Schade...


Endlich! Da ist sie! Nachdem (von links) Federica, Valeria, Elisabetta, Francesco, Alessia (alle Italien), ich und Emilie (Toulouse) durch halb Toledo getrottet sind, lockt uns der Hunger in ein spanisches Restaurant- wo ich meine erste echte Tortilla Espagñola (Kartoffel-Omelett) teste!

Urteil: Joah, nicht schlecht, aber so richtig kann mich die spanische Küche noch nicht begeistern... Naja, aber kann halt nicht jeder so gut kochen, wie Mama!
Meine compadres machen's gleich anders und bestellen zum Trinken immer nur den Café Italiana - und lassen ihn bei Mängeln (zu viel Wasser etc.) auch mal zurückgehen. Knallhart, die Italiener :-D

Zurück in Alcalà steht eine Party bei Alexia (Frankreich) an. Da die Spanier ja auch erst um zwölf Uhr nachts Abendessen, wundert es nicht, dass wir erst um halb eins losgehen... Man, werde ich mich umstellen müssen!

Die Calle Mayor ist wie immer proppenvoll. Überall sitzen die Menschen in den Bars, unterhalten sich in kleinen Gruppen mitten auf der Straße oder singen auch mal ihrem Baby mit Gitarre und Tambourin ein Lied vor. Verrückt!

Mit der typischen italienischen Unpünktlichkeit bei Alexia angekommen, muss ich zum hundersten Mal erklären, dass ich kein Student bin und was ich hier mache. Naja, mittlerweile kann ich das sogar schon zum Teil auf Spanisch!

Denkste...

Nachdem ich auf die Frage nach meinem Namen mit "Bien bien, ¡gracias!" geantwortet habe, machen sich die paar "echten" Spanier, die auch da sind, einen Spaß daraus, mich zum Spanischsprechen zu bewegen und mir gleichzeitig den Vino tinto schmackhaft zu machen. Hilfe :-D





Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Jetzt kommt auch noch italienisch ins Spiel!
Eigentlich möchte Alessia ein bisschen ihr Englisch verbessern, packt dabei aber soviel Italiano hinein, dass ich langsam nicht mehr weiß, in welchem Land die Party eigentlich steigt!

Aber hey! Ich habe das Versprechen, von einer echten Italienerin bekocht zu werden und ein paar Tricks von ihr zu lernen! Pasta Vongole, vegetarische Lasagne, Tiramisù - Yippie! Dafür mischt man doch gern ein paar Sprachen!


... und auch um halb fünf in der Früh ist Alcalà noch wunderschön!


Sonntag, 4. Oktober 2009

La cucaracha, la cucaracha...

Acht Uhr. AufstehenWeiterschlafen.

Frühstück auf dem Balkon, mitten im Geschehen. Das spanische Leben spielt sich auf der Straße ab!


Ich kann euch beruhigen- das Wasser stammt nicht vom Regen, sondern von der morgendlichen Reinigung (hier stellt man den Müll mangels Tonnen einfach in der Nacht auf die Straße...) . Schlechtes Wetter? Nicht mit mir!

Federica hat einige (winzig kleine!) cucarachas entdeckt und dreht nun am Rad.
Ich begleite sie zur Hauseigentümerin.

Auf dem Weg stelle ich fest, dass wir eine Minute entfernt von Cervantes' Geburtshaus wohnen. Kakerlaken hin oder her (die werde ich in Vietnam auch haben...), die Lage der Wohnung begeistert mich nach wie vor!
Das Haus ist in ein kostenloses Museum umfunktioniert- ich weiß schon, was ich die nächsten Tage besuchen werde...

Plötzlich: Das Geräusch unzähliger schneller Schritte, Anfeuerungsrufe, Applaus.
Wir sind mitten in einen Stadtlauf geraten! Hätte ich das mal früher gewusst ;-)


Auf Spanisch frage ich einen Passanten nach Namen und Länge des Laufes.
Carrera Hipercor. 10 Kilometer.

Die Spanier verstehen mich! Und ich sie!

Bei soviel Action könnte man fast vergessen, was man eigentlich wollte... Ach ja- die Kakerlaken.
Auf halbem Weg begegnen wir zufällig bereits der Hausbesitzerin, bei der Federica die beiden vorigen Wochen gewohnt hat.
Ihre guten Connections zahlen sich aus. Der Kammerjäger wird verständigt und soll die nächsten Tage vorbei schauen.
Jetzt könnte es nur sein, dass wir für einige Tage zur Familie der Besitzerin ziehen müssen, um eventuellen Giftgasschäden zu entgehen. Stress...

Zumindest spricht Federica auch das Loch im Glas meiner Balkontür an, das einen zwar schön bei nächtlicher Calle-Mayor-Geräuschkulisse in den Schlaf sinken lässt (und die mag ich wirklich!), aber doch ein bisschen seltsam ist.
Davon wusste sie allerdings bereits und hatte auch schon vor, das Glas auszutauschen. Hatte vor. Ah ja, die Spanier haben Zeit! Mal schauen, wann der Kammerjäger kommt...

Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen genervt, aber tatsächlich ist die Entspanntheit der Spanier wirklich angenehm.

Als ich am ersten Tag im Carrefour meine Bettwäsche gekauft habe, hatte ich übersehen, dass es dafür gerade ein 2-für-1-Angebot gibt.
Nicht nur, dass mich die Kassiererin darauf hingewiesen hat (irgendwann habe ich gerafft, was sie mir da auf Spanisch mitzuteilen versucht...)- nein!
Die Leute in der langen Schlange hinter mir haben mich auch noch ermutigt, doch nochmal zurück zu gehen und mir eine zweite Variante herauszusuchen. Sie würden derweil warten - zumindest habe ich das so verstanden ;-).
Äh hallo, wo gibt's denn sowas? In Deutschland jedenfalls nicht!

Da ich heute (bisher!) einen Großteil der Zeit im Internetcafé verbracht habe (und dabei extrem wenig zahle, weil's die Belegschaft verpeilt), gibt's noch nicht soviel Neues zu erzählen.

Ein paar Kuriositäten der letyten Tage will ich euch aber natürlich nicht vorenthalten.

Da hätten wir einmal den Beweis, dass der Döner eindeutig aus Deutschland kommt und nicht, wie oft angenommen, aus der Türkei.
Doch, wirklich! Wir haben sogar schon ein Sprachmonopol auf alle verwendeten Werbeschilder dieser Welt!


Dann wäre da natürlich auch noch ein weiterer dezenter Hinweis auf die Fleischverrücktheit meiner neuen Landsleute (für dieses Bild bin ich übrigens vor dem Kellner geflüchtet):


... oder habt ihr in Deutschland im Restaurant schonmal beim Blick an die Decke den abgehangenen Schinken entdeckt :-D

Hmm... von dem Typen im Carrefour mit der T-Shirt-Aufschrift "Deutsche Arbeit, Gutes Geld", oder so ähnlich, habe ich leider kein Bild...

Naja, das sollte wohl auch für's Erste reichen.
Jetzt werde ich noch Cherimoyas im Carrefour kaufen.
Ja, richtig gelesen. Cherimoyas.
Die Früchte, die ich unbedingt in Vietnam probieren wollte, weil's sie in Deutschland nirgends aufzutreiben gibt. Hier stehen sie kistenweise zum Verkauf!

Aber eigentlich könnte ich auch erst nochmal ein bisschen Sightseeing machen.
Schließlich haben die Läden hier sogar sonntags bis zehn auf!


Na denn, ¡hasta luego!